Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Wasserturm 2.0 – Ein kreativer Ideenwettbewerb mit der HafenCity Universität

Auf dem Gelände des Instandhaltungswerks in Ohlsdorf steht ein denkmalgeschützter Wasserturm. Zukünftig soll dieser als Multifunktionsraum für alle DB-Mitarbeiter vor Ort dienen. Für die Umgestaltung und Modernisierung des Turms, schrieb die S-Bahn Hamburg einen Ideenwettbewerb mit der HafenCity Universität (HCU) aus. Ergebnis: 15 Entwürfe, die den Wasserturm in einem ganz neuen, innovativen Licht erstrahlen lassen.

Der Wasserturm soll einen neuen Aufbau (oberhalb des Backsteinschaftes) und eine neue Funktion erhalten: Mit dieser Vorstellung ging die S-Bahn Hamburg auf die HafenCity Universität zu und rief einen besonderen Wettbewerb aus. Nachdem im April 2017 die Aufgabenstellung an die Studierenden verteilt wurde, ging es kurze Zeit später direkt zur Ortsbegehung nach Ohlsdorf. Hier konnten sie sich einen ersten Eindruck von dem Gebäude verschaffen. Der Wasserturm wurde 1907 auf dem Gelände des Instandhaltungswerks errichtet und war noch bis Mitte des Jahres mit Löschwasser befüllt. Aufgrund von modernen Löschwasserbrunnen braucht man den Wasserturm heute allerdings nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion.

So entstand der Wunsch der S-Bahn Hamburg, diesen Ort als Landmarke auf dem Gelände hervorzuheben und gleichzeitig für die Mitarbeiter – vom Handwerk bis zum Management – erlebbar und nutzbar zu machen. Dabei sollten die Ideen die Geschichte des Bauwerks und seine ursprüngliche Funktion aufgreifen – modern interpretiert. Eine besondere Herausforderung bestand darin, den Denkmalschutz und die Brandschutzrichtlinien zu beachten und in die jeweiligen Vorgaben mit einfließen zu lassen.

Präsentation

Nur einen Monat nach Verkündung der Aufgabenstellung wurden der fünfköpfigen Jury, bestehend aus Thorsten Harder (Geschäftsführer S-Bahn für Produktion und Technik), Christian Müssig (stellvertretender Projektleiter, S-Bahn Hamburg), Beate Kirsch (freie Architektin kirsch bremer artandarchitecture Hamburg), Christian Wolff (assmann beraten und planen Hamburg) und Prof. Klaus Sill (HCU, Architekt und Vorsitzender der Jury), 15 Ideen präsentiert. Alle Studierenden hatten knapp 90 Sekunden Zeit, ihr Projekt vorzustellen und alle möglichen Fragen zu ihrem Konzept zu beantworten.

Direkt nach der Präsentation saß die Jury zusammen und diskutierte intensiv über die ganz unterschiedlichen Entwürfe. Dabei zeigte sich Thorsten Harder besonders von dem Arbeitseifer der Studierenden beeindruckt: „Solch eine Kreativität und so ein Engagement habe ich noch nicht oft erlebt.“ Und auch Prof. Klaus Sill erzählt begeistert: „Uns hat es sehr viel Spaß gemacht, die Vorstellungen des Verkehrsunternehmens für dieses Projekt ein wenig mitgestalten zu können.“

Darauf kam es an:

Die Studierenden mussten nicht nur kreativ werden, ein wichtiger Faktor war zudem die Realisierbarkeit der Idee! Wie hoch der Turm übrigens ursprünglich war, mussten die Studierenden selbst berechnen. Die aufgesetzte Kuppel wurde bereits vor Jahrzehnten entfernt. Nun ging es darum, das 12 Meter hohe Gebäude mit zwei Ebenen in multifunktionale Räume zu verwandeln, die schwerpunkmäßig als Besprechungs- bzw. temporäre Arbeitsplätze genutzt werden können.

Der Wasserturm wird dabei das neue Zentrum auf dem 90.000 Quadratmeter großen Areal in Ohlsdorf bilden. Hier soll man zukünftig arbeiten ­– ausstellen – kommunizieren – konsumieren – archivieren.  „Eine spannende und herausfordernde Aufgabe“, freut sich Prof. Sill. Belohnt werden sollen die besten Entwürfe natürlich auch: Insgesamt wurde ein Preisgeld von 3.000 € ausgelobt.

Preisverleihung und Ausstellung in Hammerbrook

Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt: Von verglasten Kuppeln mit dem Namen „Wasserwirbel“ bis zu Konstruktionen mit dem Titel „Water Stairs“ oder „Werkturm“, verfolgte jede Idee ihren ganz eigenen Ansatz. Weil so viele gute Einfälle dabei waren, entschied die Jury, gleich fünf Entwürfe bei der Preisverleihung am 14. Juli zu prämieren. Unter ihnen zwei Ankäufe, die jeweils mit 300 € prämiert werden. Das bedeutet in diesem Fall, dass die Ideen in den Besitz des Auslobers des Wettbewerbs, also der S-Bahn Hamburg, übergehen, jedoch nicht in die Auswahl der zu realisierenden Entwürfe gehören.

Anders sieht es bei den ersten Platzierungen aus. Hier wurde erst nach einer nachträglichen Besprechung mit dem Denkmalschutz darüber entschieden, welches der drei Entwürfe tatsächlich umgesetzt wird.

Den 3. Preis mit einer Dotierung von 600 € hat die Idee „Add on“ von Christian Behrens und Dimitrios Traianos erhalten. Hier hat die Jury befunden, dass es sich um eine spektakuläre Landmarke handelt, bei der die Raumstruktur allerdings nur bedingt geeignet ist und aufgrund dessen noch eine Überarbeitung erwünscht war.

Über 800 € Preisgeld für den zweiten Platz durfte sich das Konzept „S-HUB“ freuen. Die Arbeit beeindruckte die Jury durch ihre Detailtiefe, die gute Außenwirkung und die Realisierbarkeit. Allerdings ist die Detailfülle tückisch: Diese sollte in der Nachbereitung ein wenig reduziert werden, um den Nutzen des Multifunktionsraums zu steigern.

Die Kernfunktion des Entwurfs von Torsten Hansen und Jonas Janke: Hier soll gelernt, informiert, pausiert, ausgestellt und gearbeitet werden. Dabei besteht die Fassade aus quadratischen, perforierten Metallblechen, die sich im Wind bewegen können. Dies ähnelt dem Wellenschlag des Wassers, womit die frühere Funktion des Turmes wieder aufgegriffen wurde.

Den ersten Platz belegte der Entwurf mit dem Namen „Motion View“ von Minah Kim und Tim Liedke, der mit 1.000 € belohnt wurde. Hier überzeugte das gewählte Material des Oberbaus, das sich gut mit dem Bestand verträgt, aber auch die interessante Geometrie der Multifunktionsräume. Bei diesem Entwurf musste in der Nachbearbeitung aber noch einmal das Konzept dahingehend überprüft werden, inwiefern die Drehbarkeit der Aufstockung technisch und konstruktiv umsetzbar ist.

Denn daraus besteht das Herz des Projekts: Es wird einen drehbaren Konferenzraum geben ­– ganz im Sinne der Mobilität und Bewegung der S-Bahn Hamburg. Die kontinuierlich wechselnden Ausblicke sollen dabei an eine Fahrt mit der S-Bahn erinnern. Dabei dient der Sockel gleichzeitig als Ausstellungsfläche für Fotos und historische Aufnahmen. Die Fassade der Aufstockung soll mit Kupferblech verkleidet werden.

Nach einer erneuten Sitzung am 7. August, in der die Studierenden ihre Entwürfe nach einer dreiwöchigen Überarbeitungszeit noch einmal präsentieren konnten, sprachen das Planungsbüro, die Projektleitung und Herr Schett vom Denkmalschutz ihre persönlichen Empfehlungen aus, die Grundlage für die endgültige Entscheidung durch die Geschäftsführung der S-Bahn Hamburg bildeten. Die Wahl der Geschäftsführung fiel auf den zweitplatzierten Entwurf „S-HUB“. Dieser wird nun auf dem Gelände in Ohlsdorf realisiert. Wenn die Bauarbeiten beginnen, informieren wir euch natürlich rechtzeitig in unserem Magazin.

Fotos:

Lisa Knauer