Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Erneuerung des Lessingtunnels in Altona

Umfangreiche Bauarbeiten während der Sommerferien

In diesem Sommer steht Großes an: Vom 12. bis 19. Juli finden die ersten Vorarbeiten am Lessingtunnel statt, die bereits für kleinere Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr rund um Altona sorgen. Im Rahmen der erforderlichen Brückenarbeiten vom 20. Juli bis 29. August muss der Streckenabschnitt zwischen Othmarschen und Holstenstraße gesperrt werden. Hier erklären wir euch, warum die notwendigen Baumaßnahmen so umfangreich sind und wie ihr trotzdem von A nach B kommt.

Den Lessingtunnel und die dazu gehörigen S-Bahn-Brücken in Altona gibt es bereits seit 1891. Der zweite Abschnitt der S-Bahn-Überführung über die Julius-Leber-Straße folgte 1913. Mitten an bzw. unter der S-Bahn steht also ein echtes Stück Architekturgeschichte – und die ist eben auch anfällig. Das Bauwerk hat mittlerweile das Ende seiner technischen Nutzungsdauer erreicht und muss zwingend erneuert werden, um weiterhin einen störungsfreien S-Bahn-Verkehr auf dem Streckenabschnitt gewährleisten zu können.

Der Zeitpunkt ist ganz bewusst gewählt

Das bedeutet leider auch die längste Sperrpause der S-Bahn Hamburg in diesem Jahr. Für den bewusst gewählten Zeitpunkt gibt es eine ganz logische Erklärung: In den Hamburger Sommerferien, die sich mit denen in Schleswig-Holstein überschneiden, verzeichnet die S-Bahn Hamburg das geringste Fahrgastaufkommen – etwa 25 bis 30 Prozent weniger Fahrgäste müssen dann befördert werden. Zudem stehen in diesem Zeitraum auch alle Schulbusse der Region für den durch die Streckensperrung erforderlichen Schienenersatzverkehr zwischen Othmarschen und Holstenstraße zur Verfügung.

Die Erneuerung des Lessingtunnels birgt dabei einige Herausforderungen. So handelt es sich um eine Baustelle im Bestand, die sich außerdem an einem Knotenpunkt im innerstädtischen Bereich befindet. Solch eine komplexe Baumaßnahme bedarf einer guten Vorbereitung: Sieben Jahre beschäftigte sich ein mehrköpfiges Projektteam mit der Planung.

In Abstimmung mit den zuständigen Behörden ist dafür ein Verkehrskonzept erstellt worden, um die mit der Baustelle verbundenen Auswirkungen für alle Verkehrsteilnehmer und Anwohner so gering wie möglich zu halten. Neben unzähligen Planern für jedes Gewerk sind an den Bauarbeiten vor Ort viele Mitarbeiter im Einsatz, damit die neue Brücke zeitnah fertig gestellt wird.

Was die Streckensperrung bedeutet und zu welchen Fahrplanabweichungen es im Rahmen der Baustelle vom 12. Juli bis zum 29. August kommt, erfahrt ihr hier.

Effiziente Nutzung der Streckensperrung

Um die erforderliche Streckensperrung für den Lessingtunnel effizient zu nutzen, werden in den Sommerferien ergänzend die Modernisierungsarbeiten an der Tunnelstation in Altona im Rahmen des DB-Projekts „Zukunft Bahn“ fortgesetzt. Dann werden die aktuell noch schwarzen Hintergleiswände mit einem neuen Design verkleidet, die 52 Stützen auf dem Bahnsteig modernisiert sowie die Bodenbeläge und Bahnsteigkanten erneuert. Mehr zur Stationsverschönerung in Altona lest ihr in Kürze bei uns.

Und so ist der Ablauf der umfangreichen Baumaßnahmen rund um den Lessingtunnel:

Vor Beginn der Baustelle wurde als erstes die Kampfmittelfreiheit bestätigt. Das heißt, dass sondiert werden musste, ob sich im Boden vor und hinter der alten Brücke keine Weltkriegs-Bomben befinden. Zur weiteren Vorbereitung der Baustelle wurden verschiedene Kabelbereiche umgelegt. Dafür galt es, eine große Kabelhilfsbrücke zu errichten und Gleisquerungen herzustellen. Ein aufwendiges Unterfangen, welches jedoch garantiert, dass der S-Bahn-Verkehr im Citytunnel – trotz des Ausfalls rund um den Lessingtunnel – weitergeführt werden kann.

Als erste Maßnahme der Bauarbeiten werden alle alten Kabel aus dem Baufeld entfernt. Anschließend werden die Stromschienen im gesamten Bereich des Tunnels sowie die Leit- und Signaltechnik im Brückenbereich zurückgebaut. Danach folgt der Ausbau der Weichen und Gleise vor, hinter und auf der Brücke. Hier ergibt sich eine erneute Herausforderung: Da die Weichen nicht verschrottet, sondern auf der neuen Brücke wieder eingebaut werden, müssen die Kollegen mit besonderer Vorsicht beim Ausbau vorgehen. Danach wird die Brücke freigelegt: Hierzu müssen einige hundert Tonnen Schotter abgetragen werden. Dann erfolgt der tatsächliche Abbruch der alten Brücke.

Erst wenn all diese Schritte erfolgt sind, kommt die eigentliche Erneuerung der Brücke. Hierfür sind neue Gründungen der Brücke nötig, die in den Boden gebohrt werden. Beim Setzen von 50 bis 60 Bohrpfählen ist nicht nur Präzisionsarbeit, sondern auch Geduld gefragt. Da mit Beton gearbeitet wird, stehen einige Aushärtezeiten auf der Agenda, die eingehalten werden müssen.

Damit die tonnenschweren Bohrmaschinen überhaupt zum Einsatz kommen können, werden vorher Arbeitsebenen geschaffen, auf denen die Bohrmaschinen von Punkt zu Punkt bewegt werden können. Wenn die Bohrpfähle erstellt sind, auf denen die sogenannten „Widerlager“ als Grundlage der neuen Brücke installiert wurden, wird die neue Brücke eingebaut. Und hier kommt es wieder auf Maßarbeit an: Da es rund um die Baustelle keine Fläche zum Lagern oder Vormontieren gibt, wird die Brücke zeitgerecht mithilfe von Logistikunternehmen zur Baustelle geliefert. Die gesamte Baustellenversorgung und Logistik ist dabei eine weitere der vielen Herausforderungen, die bis ins Detail geplant wurden.

Sobald die neue Brücke liegt, beginnen die Gleisbauarbeiten. Neuer Schotter wird verlegt, die Schwellen und Schienen wieder eingebaut. Dann folgt der Aufbau der Leit- und Sicherungstechnik sowie der Stromschiene. Allein diese Oberbaumaßnahmen zum Ende der Sperrpause werden etwa zwei Wochen der Baustellenzeit in Anspruch nehmen und somit die Bauphase maßgeblich beeinflussen.