Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Innovativ und effektiv – Die S-Bahn reinigt mit Trockeneis

Allein im letzten Jahr fuhren 277 Millionen Menschen mit unseren Zügen durch Hamburg. Da bleiben leider verschmutzte und abgenutzte Sitze nicht aus. Mit einer neuen Reinigungsmethode bringt die S-Bahn Hamburg die Waggons nun wieder zum Glänzen.

Seit diesem Monat werden verschmutzte Sitze in den Zügen des ET 474 im Instandhaltungswerk in Ohlsdorf mit Trockeneis gereinigt. Mithilfe eines sogenannten Eis-Cleaners und Luftdruck wird das Trockeneis auf die Sitze gesprüht. Durch das „Beschießen“ der Sitze mit Eis, wird der Staub grundlegend aus den Strukturen entfernt und auch die Oberfläche gründlich gereinigt.

Und was ist Trockeneis?

Hierbei handelt es sich um festes Kohlenstoffdioxid, das mit einer Temperatur von -78,9 Grad eingesetzt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Materialien, die bei Druckluftstrahlverfahren verwendet werden, geht Trockeneis ohne Verflüssigung direkt von einem festen in einen gasförmigen Zustand über.  

 

Das Trockeneisstrahlen kam bei der S-Bahn bisher beim Entfernen von Bitumen (eine aus Erdöl gewonnene, teerartige Masse, die unter anderem als Abdichtungs- und Isoliermaterial verwendet wird) zum Einsatz. Nun testet man diese Methode mit weniger Luftdruck auch im Innenraum der Züge. Früher wurden die Sitze entweder mit einem Sprühverfahren, ähnlich wie beim professionellen Teppichreinigen, oder mit Feuchtnebel gesäubert.

Die Struktur des Polsters lässt allerdings keine hohe Menge an Wasser zu, da diese den Kleber im Inneren angreift. Das Problem bei den alten Methoden war zudem, dass sich nur ein kurzfristiger Reinigungseffekt einstellte. Genau dies soll sich dank der Reinigung mit Trockeneis nun ändern.

Alle 112 Züge der Baureihe 474 sollen im Rahmen der Modernisierung auch gereinigt werden. Das bedeutet, die Kollegen im Instandhaltungswerk haben einiges zu tun – denn die Reinigung eines Zuges dauert rund acht Stunden. Es stehen schließlich nicht nur die Sitze auf dem Programm, sondern auch die Wände und Fenster im Wageninneren. Da man sich aber solch einen langen Ausfall im laufenden Betrieb zeitlich nicht leisten kann, wird die Reinigung im Rahmen von Reparaturen durchgeführt.

Die S-Bahn Hamburg testet nun in den nächsten Monaten, wie nachhaltig die Reinigung mit Trockeneis ist.

Auch wenn das Trockeneis vollkommen ungiftig und nicht brennbar ist, werden bei der Reinigung Staub aufgewirbelt und Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Aus diesem Grund stehen die Türen während der Reinigung stets offen und die zuständigen Mitarbeiter schützen sich mit einem Mund- und Ohrschutz sowie einer Brille und einem Overall.

Die S-Bahn Hamburg ist übrigens das erste Verkehrsunternehmen im Norden, das diese innovative Methode der Sitzreinigung anwendet. In einer halbjährigen Testphase wird nun geprüft, wie nachhaltig und ergiebig die Reinigung im Betriebsalltag ist. Sollten die Ergebnisse stimmen, wird das Reinigen der Sitze komplett auf die Trockeneisstrahlung umgestellt.