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Deutschlands Exportmodell unter Druck durch Nachfrageeinbruch aus den USA und China

23. Dezember 2025

Simultane Rückgänge der Exporte in die USA und nach China legen laut einer neuen Studie die tiefgreifenden strukturellen Schwächen der größten Volkswirtschaft Europas offen.

Deutschland ist es gewohnt, Exportprobleme Markt für Markt zu bewältigen.

Im Jahr 2025 blieb ihm dieser Luxus aus.

Wegen stark fallender Lieferungen in die Vereinigten Staaten — und gleichzeitiger Abschwächung der Exporte nach China, wie Handelsdaten zeigen — geriet das exportorientierte Wirtschaftsmodell des Landes unter seltenen, gleichzeitigen Druck, was Deutschland zu einem Rekord-Trade-Defizit mit China von fast 90 Milliarden Euro führte und die wachsende Verwundbarkeit seiner globalen Handelsposition offenbarte.

„Die enge transatlantische Handelspartnerschaft gerät aufgrund der Zollpolitik von US-Präsident Trump deutlich unter Druck“, schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaft (IW) in einer neuen Studie, die vom Auswärtigen Amt finanziert wird.

„Das zeigt sich bereits in der Exportleistung der deutschen Industrie in den ersten drei Quartalen 2025.“

Nach dem Bericht sanken die deutschen Exporte in die Vereinigten Staaten in den ersten drei Quartalen 2025 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 7,8 Prozent — eine deutliche Abkehr vom durchschnittlichen jährlichen Wachstum von nahezu 5 Prozent, das zwischen 2016 und 2024 zu verzeichnen war.

Ein harter Schlag für Deutschlands geschätzte Fahrzeugindustrie

Der Rückgang konzentrierte sich auf das industrielle Herz der deutschen Exportmaschine.

„Deutsche Exporte von Kraftfahrzeugen und Teilen, Maschinen und Chemiewirtschaft — zusammen mehr als zwei Fünftel der deutschen Exporte in die USA — sind besonders hart getroffen“, heißt es in der Studie.

Zusammen haben diese drei Sektoren allein die Exporte Deutschlands in die USA gegenüber dem Vorjahr um mehr als 5,2 Prozentpunkte sinken lassen, was mehr als zwei Drittel des gesamten Rückgangs ausmacht.

Der Zusammenbruch der Exporte in die USA wurde weitgehend durch die erneute Zolloffensive von Präsident Donald Trump nach seiner Rückkehr ins Amt angetrieben.

Deutsche Auto-Exporte in die USA sanken um 14 Prozent, während Exporte von Maschinen um 9,5 Prozent zurückgingen, da Zölle von bis zu 50 Prozent auf Stahl, Aluminium und damit verbundene Produkte erhoben wurden.

Der Bericht warnte, dass, da US-Importzölle vermutlich nicht bald auf das frühere Niveau zurückkehren, die Exportleistung im dritten Quartal 2025 möglicherweise eine „neue Normalität“ für den Handel Deutschlands mit den Vereinigten Staaten widerspiegelt.

Während die gesamten deutschen Exporte in nominalen Begriffen in den ersten drei Quartalen des Jahres leicht gestiegen sind, macht die Studie deutlich, dass dies eine beunruhigende Verlust der Wettbewerbsfähigkeit verschleiert. In Schlüsselbranchen wurden Exportvolumina um mehrere Jahre zurückgeworfen.

In bedeutenden Industrien wurden Deutschlands Exporte in die USA auf Niveaus gedrückt, wie man sie 2022 oder gar Anfang 2019 gesehen hat.

Der Bericht, verfasst von Dr. Samina Sultan, Senior-Ökonomin beim IW, kommt zu dem Schluss, dass Deutschland sich nicht länger auf eine Erholung in seinen traditionellen Exportmärkten verlassen kann. Stattdessen fordert er eine dringende Diversifizierung und eine vertiefte Integration innerhalb Europas.

Die Studie argumentierte, dass Deutschland stärker in den Ausbau alternativer Exportmärkte investieren und zugleich verbleibende Barrieren im EU-Binnenmarkt abbauen sowie Freihandelsabkommen mit Drittstaaten beschleunigen müsse.

China verschärft die Exportprobleme

Gleichzeitig wurde Deutschland von einem zweiten, strukturelleren Schock aus China getroffen.

Während der Rückgang in den USA direkt mit der Handelspolitik zusammenhängt, spiegelt die Abschwächung der Exporte nach China tiefere Veränderungen in der Weltwirtschaft und in Chinas eigener industrieller Leistungsfähigkeit wider.

Da deutsche Importe aus China weiter steigen, schrumpfen die Exporte in die Gegenrichtung, wodurch das Handelsdefizit auf historische Höchststände getrieben wird.

China wird erstmals seit 2010 aus Deutschlands Top-Fünf der Exportmärkte verdrängt werden.

Die Exporte werden in diesem Jahr voraussichtlich um rund 10 Prozent auf etwa 81 Milliarden Euro sinken, so die deutsche Handels- und Investitionsagentur Germany Trade & Invest (GTAI).

Dieser Rückgang würde China auf Rang sieben unter den wichtigsten Abnehmern deutscher Güter zurückwerfen — eine auffällige Umkehr für einen Markt, der Deutschlands Exportlandschaft seit mehr als einem Jahrzehnt dominiert hat.

Während der Rückgang der Exporte in die USA größtenteils mit den Zollpolitiken von Präsident Donald Trump zusammenhängt, spiegelt die Abschwächung des Handels mit China tiefere, strukturelle Veränderungen wider.

Chinesische Hersteller — insbesondere in den Bereichen Automobil und Maschinenbau — haben die technologische Lücke zu deutschen Wettbewerbern rasch geschlossen und konkurrieren in einigen Segmenten zunehmend auf Augenhöhe.

Da Peking stärker auf Selbstversorgung und heimische Produktion dringt, fällt es deutschen Exporteuren zunehmend schwer, ihren Marktanteil in dem zu verteidigen, was einst ihr wichtigster Wachstumsmarkt war.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.