Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Ein Berliner im Norden – Alexander von Zweidorff

Unser Kollege Alexander von Zweidorff hat einen bunten Lebenslauf, der ihn schließlich im Juni 2018 zur S-Bahn Hamburg führte. Was die ersten Aufgaben in seiner Position als Teamleiter bei den Lokführern waren und wie er die Zukunft für sich und seine Kollegen sieht, verrät er in diesem Artikel.

Ein bisschen Berliner Flair liegt in der Luft, wenn man sich mit Alexander von Zweidorff unterhält. Kein Wunder! Der 35-Jährige ist in Potsdam geboren, groß geworden und hat fast zehn Jahre bei den Kollegen der S-Bahn Berlin gearbeitet. Ein wenig der Berliner Mundart hat er mit nach Hamburg gebracht, als er hier im Juni 2018 die Stelle zum Teamleiter der Triebfahrzeugführer der Teams Poppenbüttel und Wedel antrat. Aber was tut er eigentlich genau?

In seiner Tätigkeit als Teamleiter ist von Zweidorff für rund 60 Mitarbeiter verantwortlich, die an den Stationen in Poppenbüttel und Wedel ihre Meldestelle haben. Hier beginnen und beenden die Kollegen meist ihre Schicht. Auf die verschiedenen Meldestellen müssen sich die Triebfahrzeugführer bewerben. Und das aus einem ganz einfachen Grund: Meistens wohnen sie in der Nähe oder es besteht eine gute Anbindung zur Autobahn, die gerade für Pendler sehr vorteilhaft ist.

Die neue Aufgabe ist auch eine Herausforderung

Die größte Herausforderung in den ersten Wochen seines Jobs? Alexander von Zweidorff schmunzelt: „Ich musste erst einmal alle Kollegen kennenlernen, mich vorstellen, ein Gespür für mein Team bekommen.“ Was sich erstmal leicht anhört, ist bei 60 Lokführern, die im Schichtbetrieb nahezu rund um die Uhr und jeden Tag arbeiten, gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen.

Doch in den ersten Monaten gab es für den neuen Teamleiter auch noch einiges zu lernen. So machte der 35-Jährige Lehrfahrten mit den Zügen der S-Bahn Hamburg. Denn auch, wenn er auf eine zehnjährige Tätigkeit als Triebfahrzeugführer zurückblicken kann, ist nicht jeder Zug gleich. So lernte von Zweidorff in seinen ersten Wochen in der Hansestadt unsere Baureihen genauer kennen – und seine neuen Kollegen gleich mit.

„Auf den Umgang mit meinen Kollegen und Kunden freue ich mich sehr!“
Alexander von Zweidorff, Teamleiter

Auf die Frage, worauf er sich bei seiner neuen Aufgabe am meisten freut, grinst von Zweidorff und sagt: „Auf den Umgang mit meinen Kollegen und Kunden!“ Besonders die Kombination aus der Führung eines Teams sowie dem aktiven Fahren der Züge reizt den gelernten Orgelbauer. Auch, wenn er bereits seit über einem Jahrzehnt im Bahnbetrieb der Deutschen Bahn arbeitet, kann der Vater einer einjährigen Tochter auf mehrere berufliche Stationen in seinem Leben zurückblicken.

Ein bunter Lebenslauf

Als er mit 16 Jahren keine Lust mehr hatte, die Schulbank zu drücken, machte er sein Hobby zum Beruf und begann eine Ausbildung zum Orgelbauer. Übrigens bei dem Hersteller, der auch die Orgel im Michel restauriert und sogar die in der Elbphilharmonie gebaut hat. Von Zweidorff weiß genau wie diese besonderen Musikinstrumente aufgebaut sind, wie sie funktionieren und wie sie klingen. Kein Wunder also, dass er seinem ersten Besuch in der Elbphilharmonie entgegenfiebert.

Nachdem von Zweidorff aber nach der vierjährigen Ausbildung nicht übernommen wurde, ging es für den damals 21-Jährigen wieder in die Heimat, wo er seinen Zivildienst in einem Krankenhaus absolvierte. Aber auch da juckte es ihm schnell in den Fingern: Von Zweidorff begann eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann und machte sich nach dem erfolgreichen Abschluss selbstständig. Sein berufliches Glück hatte er aber auch in diesem Bereich noch nicht gefunden.

„Der Beruf des Lokführers ist im Wandel. “
Alexander von Zweidorff, Teamleiter der Lokführer.

Erst als die Deutsche Bahn 2008 im Rahmen des „1.000 TF“-Projekts neue Lokführer suchte und den Quereinstieg sehr viel einfacher machte, bewarb sich auch der gebürtige Potsdamer mit einem guten Gefühl. „Ich hatte wohl schon immer eine Faszination für die Bahn“, sagt er heute schmunzelnd. Dabei war er nicht der Junge, der bereits beim Spielen mit seiner Modelleisenbahn wusste, dass er mal Lokführer werden wollte. Aber zwei seiner Geschwister waren bereits bei der Bahn tätig und hatten sicher so ein wenig Einfluss auf seine Entscheidung.

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung fuhr der Wahlhamburger Züge durch das Berliner Streckennetz und damit nicht genug: Nebenbei studierte der Tausendsassa noch Betriebswirtschaftslehre und ist somit mit jeder Menge Know-how nach Hamburg gekommen – übrigens auch aus privaten Gründen. Seine Frau kommt aus Hamburg und so zog es von Zweidorff nach der Geburt seiner Tochter schließlich in unsere schöne Stadt.

Was bringt die Zukunft für den Beruf des Lokführers?

Mit dieser Frage muss sich von Zweidorff als Teamleiter beschäftigen und auf Fragen einiger Kollegen die richtige Antwort haben. „Der Beruf des Lokführers befindet sich im Wandel“, bestätigt von Zweidorff. Er weiß aber auch: „Der Betrieb braucht die Menschen in der Bahn. Ohne geht es nicht. Die Digitalisierung schafft den Lokführer nicht ab!“ So wird die tägliche Praxis vielleicht etwas anders aussehen, aber für den Kontakt und die Sicherheit der Fahrgäste wird der Job des Triebfahrzeugführers unersetzbar sein.

So blickt der 35-Jährige zuversichtlich in die Zukunft. Er hat für sich und seine Mitarbeiter einen konkreten Plan aufgestellt, wie er mit ihnen in Zukunft arbeiten möchte. Auf seiner Agenda steht mitunter die Neugestaltung der Meldestation in Poppenbüttel, die moderner und gemütlicher für den Aufenthalt der Kollegen sein soll. „Ich möchte für meine Mitarbeiter da sein – in jeder Lage“, sagt Alexander von Zweidorff top motiviert und weiß mit einem weiteren Vorteil zu überzeugen: „Durch meine ganz unterschiedlichen Berufe habe ich schon viel erlebt und kann mit ganz unterschiedlichen Charakteren zusammenarbeiten.“

Fotos:

Lisa Knauer