Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Ein Tag mit #1 – Björn Töpper

Wir begleiten den Triebfahrzeugführer bei seiner Spätschicht auf der Strecke von Altona nach Poppenbüttel auf der Linie S11.

„Ich sabbel auch oft mit meiner Bahn“, gibt Triebfahrzeugführer Björn Töpper mit einem Lachen zu. Denn die meiste Zeit sitzt der 38-Jährige in seinem Führerstand allein – obwohl in der Hauptverkehrszeit über hundert Fahrgäste direkt hinter ihm stehen. „Man muss immer voll bei der Sache sein, und die Technik des Zuges in und auswendig kennen“, gibt Björn Töpper zu bedenken.

Als wir ihn bei seiner Spätschicht begleiten, sind aufgrund des Feierabendverkehrs zahlreiche Fahrgäste mit an Bord des Zuges. Vor der Zugabfahrt ab Altona checkt der Triebfahrzeugführer noch einmal kurz seinen Buchfahrplan. Darin stehen die Ankunfts- und Abfahrtszeiten sowie Geschwindigkeiten, die auf der Linie zu fahren sind. Zudem prüft er die Bremsen – alles Routinehandgriffe. Doch wer denkt, dass ein Triebfahrzeugführer einfach nur den Zug fahren muss, unterschätzt seine hohe Verantwortung.

Für Björn Töpper gilt es, den Fahrplan einzuhalten, um die von allen gewünschte Pünktlichkeit zu erzielen. Er muss Signale richtig deuten und mit einem gewissen Fingerspitzengefühl auf die S-Bahn-Kunden eingehen.

Sieht der Hamburger zum Beispiel einen Fahrgast zur Bahn laufen, nutzt er seinen zeitlichen Spielraum, damit diese Person den Zug noch erwischt. Denn er weiß ganz genau, ob er auf einer Strecke diese verlorenen Sekunden wieder einfahren kann.

Auf alle heraneilenden Fahrgäste können die Triebfahrzeugführer leider nicht warten, da sonst der Fahrplan nicht mehr eingehalten wird. Auch können sie nur im zulässigen Rahmen dazu beitragen, größere Verspätungen wieder aufzuholen. Schneller als die Höchstgeschwindigkeit darf nicht gefahren werden.

„Ich liebe die Herausforderung des Nahverkehrs.“
Björn Töpper, Triebfahrzeugführer

Unfehlbar ist Björn Töpper natürlich nicht. „Ich habe mich auch schon verfahren“, gibt er offen zu. Ja, das geht auch bei der Bahn! Wenn der Fahrdienstleiter den Fahrweg falsch einstellt und der Triebfahrzeugführer dies nicht rechtzeitig erkennt, strandet der Zug auch mal an einem anderen Bahnhof als vorgesehen. Das passiert natürlich selten.

Björn Töpper versucht aus dem Führerstand die Verärgerung von Fahrgästen zu vermeiden: „Ich sage immer ehrlich gerade heraus, was passiert ist, wenn es nicht weiter geht, oder zu Abweichungen kommt.“ Der Triebfahrzeugführer weiß aus Erfahrung, dass Standardphrasen in diesen Momenten nicht angebracht sind. Und auch, wenn er einmal nicht weiß, wie lange eine Zwangspause andauert, hält er den Kontakt über die Lautsprecher zu den Fahrgästen, die es ihm danken.

Wo fährst du lieber hin?

Björn Töpper

Ein Tag mit #1 – Björn Töpper

1.) Hauptbahnhof oder Altona
2.) Alster oder Elbe
3.) Landungs- oder Elbbrücken
4.) Reeperbahn oder Schanze
5.) Altonaer Theater oder Knust  (weder noch!)

In genau so einer Situation hat Björn Töpper den schönsten Moment seiner Karriere erlebt: „Ich habe mich mal in meiner Schichtkarte verguckt und dadurch für eine Verspätung von über fünf Minuten gesorgt. Das habe ich aber meinen Fahrgästen direkt mitgeteilt.“

An einer späteren Station kam ein Fahrgast dann persönlich zu Björn Töpper und bedankte sich für seine offene, ehrliche Art. „Das passiert nicht alle Tage, daran erinnere ich mich immer wieder gerne!“ Auch begrüßt und verabschiedet Björn Töpper die Fahrgäste am Start- und Endbahnhof „seiner“ Linie.

Leider hören nicht alle Fahrgäste seine freundlichen Worte und wichtigen Durchsagen, weil die Musik auf ihren Kopfhörern so laut ist. Der Triebfahrzeugführer empfiehlt, diese leiser zu schalten, um wichtige Informationen nicht zu verpassen.

Seit 2009 fährt Björn Töpper bereits für die S-Bahn Hamburg. Nach seiner dreijährigen Ausbildung in Frankfurt zog ihn das Heimweh wieder in den Norden. Was die S-Bahn Hamburg für ihn besonders macht? „Ich liebe die Herausforderung des Nahverkehrs“, sagt die norddeutsche Frohnatur schnell und meint damit, dass im S-Bahn-Verkehr sehr viel mehr passiert. Während man im Fernverkehr oftmals eine Stunde am Stück fährt, hält die S-Bahn alle zwei bis fünf Minuten an einer neuen Haltestation. 

Zudem ist ein Triebfahrzeugführer bei der S-Bahn auch für die Abfertigung der Fahrgäste zuständig. Mit drei Kameras im „Cockpit“ der Bahn kann er den Bahnsteig einsehen und sorgt so für ein reibungsloses Ein- und Aussteigen der Fahrgäste.

Sollten die Kameras mal ausfallen oder ist die Sicht eingeschränkt, kann Björn Töpper immer Hilfe aus der Zentrale Aufsicht und Service (ZAS) anfordern. Die Kollegen erhalten ihre Kamerabilder über andere Leitungen und können so den Lokführer unterstützen.

„Ich sage immer ehrlich gerade heraus, was passiert ist.“
Björn Töpper über seine Arbeit als Triebfahrzeugführer.

Björn Töpper ist zu jeder Tageszeit gerne im Einsatz und er mag es, wenn er verschiedene Linien fahren kann. Aber einen kleinen Knackpunkt findet B. Töpper – nach einigem Überlegen – doch: „Der Wechselschichtdienst kann manchmal wirklich anstrengend sein.“ Denn der Hamburger tritt seine Schicht jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit an.

Diese dauert im Schnitt mindestens fünf und maximal 13 Stunden. Kein Wunder, dass Björn Töpper auf die Frage, welchen Ort er in und um Hamburg am liebsten mag, direkt eine ziemlich witzige Antwort hat: „Mein Bett!“

 

Zum Abschluss hat der Triebfahrzeugführer noch einen Tipp für alle S-Bahn-Kunden: „Wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, muss man in einer Großstadt wie Hamburg unbedingt Puffer einplanen!"

Wer circa zehn Minuten mehr Zeit mitbringt und nicht auf den letzten Drücker am Bahnsteig steht, kommt immer entspannter am Ziel an. "Wenn man doch zu früh da ist, kann man die Zeit ja noch für einen Kaffee am Gleis nutzen und die Aussicht genießen“, fügt der Barmbeker lachend hinzu.