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„Nahe genug“ in Berlin: Intimität erforscht von zwölf Magnum-Fotografinnen

19. November 2025

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Die Magnum-Fotoagentur zeigt exklusiv die Arbeiten von zwölf Fotografinnen im Amerika-Haus von C/O Berlin, die Besucher dazu auffordert, zu entscheiden, ob die Fotografinnen nah genug am Motiv sind.

Wann ist man tatsächlich nah genug?

Die renommierte Magnum-Fotoagentur hat die Arbeiten eines Dutzends weiblicher Fotografinnen bei C/O Berlin versammelt, damit Besucher Intimität erkunden und selbst beurteilen können, wie nah die Kamera dem Motiv sein sollte.

Die Ausstellung wurde 2022 ursprünglich im International Center of Photography in New York gezeigt, um das 75-jährige Jubiläum der Agentur zu feiern.

„Es ist eine wichtige Ausstellung für uns, weil sie die Veränderungen zeigt, die die Agentur im Laufe der Jahrzehnte durchlaufen hat“, erklärt Andrea Holzherr, Kuratorin bei Magnum Photos.

„Wir entwickeln uns mit der Zeit weiter, indem wir jedes Jahr junge Fotografinnen in die Agentur aufnehmen“, ergänzt Holzherr.

Schlafzimmerporträts

Es gab keine absichtliche Entscheidung, Magnums Portfolio an Fotografinnen zu erweitern. Es war eine natürliche Entwicklung, da immer mehr Frauen beschlossen haben, das Leben hinter der Kamera festzuhalten. Eine von ihnen ist die iranische Fotografin Newsha Tavakolian.


Newsha Tavakolian, photographer from Iran, shows the society of her home country in a series of portraits.


„Wir haben früher stundenlang miteinander gesprochen“, sagt Tavakolian über eine Porträtreihe, die sie in ihrem eigenen Schlafzimmer aufgenommen hat. Sie lud ihre Nachbarn vor der Kamera ein und musste sie manchmal ein wenig überreden.

„Wir wollten uns besser verstehen und dann einen gemeinsamen Nenner finden. Und dann gaben sie mir sozusagen die Erlaubnis, sie zu porträtieren.“ Tavakolians Arbeiten sind bekannt für kraftvolles Erzählen und ihre Fähigkeit, menschliche Emotionen einzufangen.

Sie war die jüngste Fotografin, die 1999 den Studentenaufstand in Teheran begleitete. Mit 16 Jahren begann sie für die iranische Frauenzeitung Zan zu arbeiten.

Tavakolian will mit ihren Porträts Zeit festhalten und zugleich stoppen. Mit einem Foto „friert man die Zeit ein“, sagt sie gegenüber Euronews Culture. „Dann können die Betrachter so viel Zeit mit dem Bild verbringen, wie sie wollen.“

„Jetzt hat jeder dieses Werkzeug in der Hand“, fährt Tavakolian fort und bezieht sich auf die Kamera in Mobiltelefonen. „Es geht nicht mehr darum, privilegiert zu sein oder nicht. Es geht darum, was man zu sagen hat.“

The exhibition

Die Ausstellung „Close Enough“ in C/O Berlin bis zum 28. Januar 2026.


Mit ihrer Porträtserie vermittelt sie einen Schnappschuss, aber auch den Zustand einer Gesellschaft. Tavakolian hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Carmignac Gestion Award und den Prince Claus Award.

Politik, Gesellschaft, Gegenwartsgeschichte – Was macht Fotografie heute so besonders?

„Es geht um Menschen auf der ganzen Welt, in ihren Gemeinschaften. Es geht um Politik, Gesellschaft und Gegenwartsgeschichte“, sagt die Kuratorin Andrea Holzherr. „Wir können diese Geschichte nicht mit unseren Handyfotos erzählen.“

Zur 25-Jahr-Feier von C/O Berlin wird die Ausstellung in Berlin in einer angepassten und erweiterten Version gezeigt. Ein zentrales Thema, das sich durch die Werke der Ausstellung zieht, ist die Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Fotografen und ihren Subjekten.

Beeinflusst von einem berühmten Zitat des Magnum-Mitgründers Robert Capa – „If your pictures aren’t good enough, you’re not close enough“ – stellt der Ausstellungs-titel auch seine Beobachtung in Frage.

Die Ausstellung Close Enough ist bis zum 28. Januar 2026 in der C/O Berlin zu sehen.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.