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FCAS: Steht Europas Mega-Verteidigungsprojekt vor dem Scheitern wegen Deutschland-Frankreich-Streit?

3. Dezember 2025

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Dieses Projekt wurde 2017 ins Leben gerufen und hat Kosten von mindestens 100 Milliarden Euro; es soll die europäische Verteidigung stärken und wird neue Kampfflugzeuge umfassen, die von miteinander vernetzten Drohnen unterstützt werden.

Das Future Combat Air System (FCAS), ein gemeinsames Verteidigungsprojekt von Deutschland, Frankreich und Spanien, dürfte auf der Tagesordnung stehen, während Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius Paris zu Gesprächen mit seiner französischen Kollegin Catherine Vautrin besucht.

FCAS zielt darauf ab, den „Luftkampf der Zukunft“ neu zu definieren und zugleich die Unabhängigkeit von nicht-europäischen Partnern zu wahren.

Die Idee, 2017 gestartet und mit Kosten von mindestens 100 Milliarden Euro verbunden, zielt darauf ab, die europäische Verteidigung zu stärken und wird ein Kampfflugzeug der sechsten Generation umfassen, das von vernetzten Drohnen innerhalb einer Kampf-Cloud unterstützt wird.

Doch besteht weiterhin Unsicherheit über das Projekt aufgrund von Eigentumsstreitigkeiten.

Im September berichtete Reuters, dass das deutsche Verteidigungsministerium dem französischen Flugzeughersteller Dassault vorwarf, das Projekt zu blockieren, nachdem dessen CEO Éric Trappier mehr Entscheidungsbefugnisse in der nächsten Phase des Projekts gefordert hatte.

Jacob Ross, Forscher beim Deutschen Rat für Außenpolitik (DGAP), sagte gegenüber Euronews, dass trotz Dassaults Wünsche andere Teile des Projekts untrennbar mit Deutschlands Airbus und Spaniens Indra verbunden seien, den beiden weiteren am Prozess beteiligten Firmen.


Pistorius and French Defence Minister Catherine Vautrin at NATO headquarters in Brussels on 15 October 2025


Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland in Gefahr?

Das Next-Generation-Waffensystem (NGWS) wird voraussichtlich im Zentrum der Gespräche zwischen den beiden Verteidigungsministern stehen.

Es handelt sich um ein Kampfflugzeug, das bemannt oder unbemannt sein kann, und wird von Drohnen unterstützt, die als Remote Carriers bezeichnet werden.

Alle Elemente werden über eine digitale Air-Combat-Cloud vernetzt, die den schnellen Austausch von Sensorsdaten und die Erstellung gemeinsamer Situationsberichte ermöglicht.

FCAS soll künftige Militäreinsätze dank seiner hohen Tarnkappeneigenschaften effektiver und widerstandsfähiger machen. Das bedeutet, dass das Kampfflugzeug schwer von Radar-, Infrarot-, Akustik- oder visuellen Sensoren zu erkennen sein wird. Darüber hinaus soll das System in der Lage sein, elektronische Kriegsführung durchzuführen und präzise, langreichweitige Waffen einzusetzen.

French President Emmanuel Macron looks at a display model of a Rafale fighter jet at the International Paris Airshow at Le Bourget Airport, 20 June, 2025

French President Emmanuel Macron looks at a display model of a Rafale fighter jet at the International Paris Airshow at Le Bourget Airport, 20 June, 2025


Insgesamt handelt es sich um ein vernetztes „System of Systems“, das die Fähigkeiten heutiger Kampfflugzeuge wie dem Eurofighter und dem Rafale übertrifft und darauf abzielt, langfristig die europäische Luftsouveränität zu sichern.

Die Entwicklungskosten des Projekts wurden auf zwischen 80 und 100 Milliarden Euro geschätzt.

Allerdings liegt das Projekt derzeit aufgrund von Streitigkeiten zwischen den beteiligten Rüstungsunternehmen, Dassault (Frankreich) und Airbus (Deutschland/Spanien), über Zulieferer, Design und Arbeitsteilung auf Eis.

Dassault pocht auf eine führende Rolle beim Kampfflugzeug, während Deutschland die Prüfung alternativer Partner oder eines nationalen Ansatzes erwägt.

Frankreich hat vorgeschlagen, das Arbeitsteilungsmodell so zu gestalten, dass Dassault eine stärkere „industrielle Führungsrolle“ erhält. Die zweite Phase des FCAS, in der ein Testflugzeug entstehen sollte, hat jedoch noch nicht begonnen, bedingt durch Verzögerungen, obwohl die offiziellen Planungen einen Test frühestens 2027 vorsehen.

Eine Entscheidung könnte jedoch nicht von Pistorius und Vautrin in Paris getroffen werden. Berichten zufolge werden Bundeskanzler Friedrich Merz und Präsident Emmanuel Macron das FCAS-Projekt am Dienstag in Berlin besprechen.

Eine endgültige Lösung dürfte bis Ende des Jahres gefunden werden. Dennoch prüfen beide Länder offenbar, das gemeinsame Mehr-Milliarden-Projekt für Kampfflugzeuge zu beenden oder umzugestalten und sich stattdessen auf die „Combat Cloud“ zu konzentrieren.

Die „Combat Cloud“ ist bereits Bestandteil von FCAS und soll zukünftige Flugzeuge, Drohnen und Kommandozentralen vernetzen.

Spanien hingegen bleibt dem FCAS-Projekt verpflichtet und investiert in die Technologie.

Eine nationale Lösung?

Berlin hat bereits einen Nachfolger des FCAS, nämlich den Combat Fighter System Nucleus (CFSN).

Auch hier liegt der Fokus darauf, eine „Combat Cloud“ zu bauen und eine Reihe unbemannter europäischer Kampfjets zu entwickeln. Die „Combat Cloud“ verbindet alle Flugzeuge und Drohnen und sorgt dafür, dass sie zusammenarbeiten können – ebenso wie mit NATO-Systemen.

In der zweiten Phase sollen zwei Drohnen produziert werden. Eine vier- bis fünf-Tonnen-Drohne für Aufklärung und elektronische Kriegsführung und eine zehn Tonnen schwere Version für Luft-zu-Boden- und Luft-zu-Luft-Missionen. Die ersten Prototypen sollen 2029 für Ausbildungszwecke eingesetzt werden, der operative Einsatz wird später erwartet.

File - German Eurofighter Typhoon fighter aircraft on the NATO air surveillance mission in the Baltic States, 25 April 2017

File – German Eurofighter Typhoon fighter aircraft on the NATO air surveillance mission in the Baltic States, 25 April 2017


Es ist dann vorgesehen, vorhandene Kampfflugzeuge wie den Eurofighter Typhoon und das F-35A-Stealth-Flugzeug in die Combat Cloud zu integrieren. Die Endphase sieht die Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs vor, idealerweise in Kooperation mit Spanien oder Schweden.

Paris hingegen plant die Entwicklung eines modernen Kampfflugzeugs der nächsten Generation, basierend auf dem Rafale F5.

Dassault Aviation entwickelt den F5 zu einem neuen Flugzeug weiter, mit verbesserter Radar, einem neuen Triebwerk und der Fähigkeit, mit Drohnen zusammenzuarbeiten.

In Frankreich wird dies als kosteneffiziente Weiterentwicklung gesehen, die zugleich die industrielle Souveränität des Landes bewahrt, und ausländische Partner sind weitgehend vom Projekt ausgeschlossen.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.