Der neu verhandelte Kompromiss, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, macht die Registrierung und medizinische Untersuchung aller Männer über 18 Jahre hinweg verpflichtend. Außerdem wird ein Fragebogen verbindlich, in dem jeder Bewerber seine Bereitschaft zum Dienst detailliert darlegen muss.
Deutschland wird ab dem 1. Januar 2026 von allen Männern verlangen, sich für potenzielle Wehrdienst zu registrieren, wobei der verpflichtende Dienst wieder eingeführt wird, falls die Zahl der Freiwilligen die gesetzten Zielvorgaben zur Erfüllung der NATO-Verpflichtungen nicht erreicht.
„Der moderne Wehrdienst kommt“, sagte Jens Spahn, Vorsitzender der Fraktion der CDU/CSU im Bundestag, in einer Pressemitteilung.
„Wir werden uns stärker dem freiwilligen Dienst verpflichten, das Ziel ist es, einen verbindlichen Wachstumsweg rechtlich festzulegen, mit einer halbjährlichen Berichtsverpflichtung gegenüber dem Deutschen Bundestag.“
„Damit wir als Gesellschaft gemeinsam immer wissen, wo wir in der Weiterentwicklung unserer Streitkräfte stehen, um uns verteidigen zu können“, fügte Spahn hinzu.
Ab dem 1. Januar werden rund 700.000 Jugendliche, die im Jahr 2008 oder später geboren wurden, kontaktiert, um ihre Registrierungen und medizinischen Untersuchungen abzuschließen, sagte Spahn und fügte hinzu, dass auch Frauen einen Brief erhalten, aber im Gegensatz zu den Männern sind sie nicht verpflichtet zu antworten.
Der Prozess soll in Deutschland in etwa einem Monat wieder aufgenommen werden.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sagte, dass er oft betont habe, dass Europa sich Deutschland zuwende, „nicht nur in finanzieller Hinsicht, bei Waffen und Beschaffung, sondern auch in personeller Hinsicht.“
Nach der Vereinbarung über den Wehrdienst kündigte der Verteidigungschef an, dass er „sehr zuversichtlich sei, dass alles funktionieren wird“, und verwies erneut auf den freiwilligen Dienst als ein „attraktives“ Konzept.
Was passiert, wenn der freiwillige Dienst nicht ausreicht?
Wenn die erforderliche Anzahl von Wehrpflichtigen nicht durch den Freiwilligendienst erreicht wird, wird der verpflichtende Dienst durch ein separates Gesetz eingeführt.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch erklärte, dass es im Programm „im Wesentlichen zwei Phasen“ gebe, wobei der Freiwilligendienst die erste sei.
„Wir sind überzeugt, dass diese freiwillige Phase auch ausreicht, um die Nachfrage zu decken“, sagte Miersch.
„Dann gibt es auch eine klare gesetzliche Bestimmung, dass – falls dies nicht geschieht – der Bundestag von Grund auf damit umgehen muss und ein Gesetzgebungsverfahren ohne Präjudiz durchführen muss“, erklärte er.
Pistorius ergänzte, dass, falls der verpflichtende Wehrdienst wieder eingeführt würde, was der Bundestag bereits beschlossen hat, ein „größeres Verfahren“ folgen würde.
„Damit gibt es eine ganze Reihe von Kriterien, die bei der Auswahl von Wehrpflichtigen im Falle des verpflichtenden Wehrdienstes angewendet würden“, sagte Pistorius.
„Dazu gehören Befreiungstatbestände wie bereits zwei Brüder im Grundwehrdienst, Polizisten, jemand, der sich gemeldet und beim Zivilschutz gemeldet hat, Gewissensbedingte Wehrdienstverweigerer.“
Er erklärte, dass dies die Zahl derjenigen aus einem Jahrgang, die überhaupt für den Wehrdienst in Frage kommen, deutlich reduziere. „Und erst wenn alle Auswahlkriterien erschöpft sind, kann ein Auswahlverfahren als letzte Option genutzt werden“, ergänzte Pistorius.
Wie kam das neue Modell zustande?
Es war schon vor der Stellungnahme bekannt gewesen, dass die Details der Freiwilligkeit des Militärdienstes, wie von Boris Pistorius gefordert, unverändert bleiben würden.
Zur selben Zeit, so Informationen des deutschen Medienportals Der Spiegel, hätten die Koalitionspartner vereinbart, dass künftig alle Männer dem verpflichtenden Wehrdienst unterliegen würden. Dieser Schritt war zu Beginn der Woche bereits angekündigt worden.
Nach dem aktuellen Planungsstand hält das Verteidigungsministerium es für möglich, ganze Kohorten ab Juli 2027 zu rekrutieren. Zunächst sollen Männer geboren im Jahr 2008 einbezogen werden, so der Wortlaut des SPD-Ministers.
Zusätzlich ist ein obligatorischer Online-Fragebogen für Männer vorgesehen. Ab 2026 müssen sie Informationen zu Gesundheit, Fitness, Bildung und ihrer Bereitschaft zur Ableistung des Militärdienstes angeben, vorausgesetzt, der Bundestag verabschiedet das Gesetz wie geplant.
Frauen und Menschen mit nicht-binären Geschlechtsidentitäten werden den Fragebogen freiwillig ausfüllen können.
Pistorius hat regelmäßig betont, dass die Truppen vorrangig durch Freiwillige gestärkt werden müssen. Seinen Angaben zufolge sei dies „der Konsens“ unter den Koalitionspartnern, bestehend aus CDU, CSU und SPD.
Die CDU/CSU hat sich mit ihrer Forderung durchgesetzt, die notwendige Erhöhung des Bundeswehr-Personals verbindlich zu machen.
Pistorius hatte dies lange abgelehnt, teils weil die SPD auf ihrem Parteitag im Sommer ein automatisches Rückkehr-Mechanismus für den verpflichtenden Wehrdienst ausgeschlossen hatte.
Nach Informationen aus dem Umfeld der Regierungskoalition, die Der Spiegel zugespielte, seien Ziele und Vorgaben bis 2035 noch nicht festgelegt.
Dazu gehören Personalzahlen, die sich an Berlin’s NATO-Verpflichtungen orientieren müssen. Zwangsrekrutierungen würden nicht per Losverfahren durchgeführt werden.

