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Deutschland bereitet einen massiven Verteidigungsplan gegen eine potenzielle russische Bedrohung vor

15. Dezember 2025

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Bis vor kurzem war der sogenannte Operationsplan Deutschland klassifiziert. Es ist jetzt klar, dass Deutschland im Fall eines bewaffneten Konflikts als zentrales Drehkreuz der NATO-Verteidigung dienen würde, in einem Ansatz, der an die Ära des Kalten Krieges erinnert.

Deutschland setzt einen massiven Verteidigungsplan um, um sich auf einen potenziellen Krieg mit Russland vorzubereiten, wobei laut einem durchgesickerten 1.200-seitigen Bundeswehr-Dokument bis zu 800.000 NATO-Truppen durch sein Territorium bewegt würden.

Der Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU), grob vor etwa zweieinhalb Jahren entworfen, wird nun „mit voller Geschwindigkeit“ umgesetzt, während deutsche Beamte warnen, dass Russland bereit sein könnte, ein NATO-Mitgliedsland so früh wie 2028 anzugreifen, wie die Wall Street Journal berichtete.

Der Plan soll sicherstellen, dass politische Entscheidungen in Krisen oder Konflikten schnell getroffen werden können, im Einklang mit der Verfassung und auf koordinierte Weise, die rasche Maßnahmen ermöglicht.

Laut dem Bundeswehr-Dokument soll OPLAN DEU darauf ausgelegt sein, Deutschlands „Cold-Start-Fähigkeit, Einsatzbereitschaft im Krieg und Resilienz“ mit den heutigen Sicherheitsherausforderungen in Einklang zu bringen.


An armoured military vehicle at the Lithuanian-German international military exercise Grand Quadriga 2024


Der Plan verfolgt Berichten zufolge einen „holistischen Ansatz“ und integriert zivilen und militärischen Funktionen eng. Während sein Konzept an Strategien aus der Kalten Krieg-Ära erinnert, wurde es aktualisiert, um modernen Herausforderungen wie einer alternden Infrastruktur, bürokratischen Hürden und Personalmangel Rechnung zu tragen.

Die Umsetzung des Plans könnte aufgrund veralteter Infrastruktur wie bröckelnder Brücken, enger Tunnel und verfaulten Häfen sowie bürokratischer Hürden, begrenzter militärischer Fähigkeiten und schwacher Koordination mit zivilen Behörden herausfordernd sein, berichten Medien.

Roter Sturm Bravo

Ende September ließ das Hamburger Landeskommando die Übung „Roter Sturm Bravo“ durchführen, um Truppenverlegungen zu üben. Ein Sprecher sagte Euronews, dass die Übung die simulierte Ankunft von NATO-Truppen beinhalten würde, die sich ostwärts in einer Kolonne bewegen würden.

Der Trainingskonvoi, der ohne Unterbrechung durchfahren sollte, verzögerte sich durch lange Abstände zwischen den Fahrzeugen, eine simulierte Drohne und eine inszenierte Protestaktion und legte in zwei Stunden weniger als zehn Kilometer zurück.

A Bundeswehr convoy with several vehicles on a road in Hamburg, Germany, 25 September 2025

A Bundeswehr convoy with several vehicles on a road in Hamburg, Germany, 25 September 2025


Der durchgesickerten Operationsplan weist darauf hin, dass Übungen wie diese zeigen, wie selbst grundlegende Operationen – das Überqueren von Kreuzungen, das Managen von Protesten oder das Abwehren gegen Drohnen – in einer realen Krise ins Stocken geraten könnten.

Private Unternehmen stehen im Mittelpunkt, um diese Herausforderungen im Rahmen von OPLAN DEU zu überwinden. Zum Beispiel sorgt Rheinmetall für temporäre Lager, versorgt Truppen und installiert zentrale Infrastruktur, wie Duschen, Tankstellen und Feldküchen.

Die Einbindung des Privatsektors

OPLAN DEU listet Sabotage als eine der größten Bedrohungen auf und richtet sich gegen kritische Infrastrukturen wie Bahnen und Straßen. Diese Angriffe würden manchmal von sogenannten „Low-Level-Agenten“ durchgeführt, wie Euronews zuvor berichtet hat.

Der Plan sieht vor, Drohnen zur Erkennung und Bekämpfung von Sabotage einzusetzen. Die unbemannten Luftfahrzeuge sollen kritische Infrastrukturen — einschließlich Häfen, Straßen und Eisenbahnen — schützen und frühzeitig potenzielle Bedrohungen erkennen.

Während sie im Kriegsfall als unverzichtbar für Logistik und Sicherheit gelten, bleiben technische, rechtliche und organisatorische Herausforderungen bestehen.

The interception of a drone by the A1 Falcon interceptor drone from Argus Interception on the second day of "Red Storm Bravo", 26 September 2025

The interception of a drone by the A1 Falcon interceptor drone from Argus Interception on the second day of „Red Storm Bravo“, 26 September 2025


Paul Strobel, Sprecher des deutschen Drohnenunternehmens Quantum Systems, sagte, dass Drohnen, die an die Bundeswehr verkauft werden, nicht über besiedelte Gebiete fliegen dürften und gesetzlich mit Positionslichtern ausgestattet sein müssen.

Nach den Vorfällen russischer Drohnen in Polen schlug die EU eine sogenannte „Drohnenwall“ vor, um den östlichen Flügel der NATO zu schützen. Strobel erläuterte Euronews, wie ein solches System in der Praxis funktionieren könnte.

Letzter Sommer des Friedens?

Deutsche Beamte deuten darauf hin, dass Russland möglicherweise bereit sein könnte, ab 2029 ein NATO-Mitgliedsland anzugreifen, wobei Sabotageakte, Spionage und andere Zwischenfälle als potenzielle Warnzeichen angesehen werden.

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Russland baue „rapidly arsenals despite the war in Ukraine“ weiter aus.

Er hob auch die Möglichkeit hervor, dass ein Angriff auf das Bündnis früher kommen könnte. „Militärische Experten und Geheimdienste können grob abschätzen, wann Russland seine Streitkräfte so weit wieder aufgebaut hat, dass es ein NATO-Mitglied im Osten angreifen kann“, sagte Pistorius.

„Wir haben immer gesagt, dass dies von 2029 an passieren könnte. Nun sagen einige, es könnte schon 2028 geschehen, und einige Militärhistoriker argumentieren sogar, dass der letzte Sommer des Friedens vielleicht der letzte gewesen sein könnte.“

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.