Haftungsausschluss: Diese Website steht in keiner Verbindung zur Deutsche Bahn AG oder deren Tochtergesellschaften. S-Bahn Hamburg ist ein unabhängiges, privat betriebenes Online-Magazin und nicht Teil der Deutschen Bahn-Gruppe.

Sachsen peilt 500 Mio. € VW-Beteiligung an, um Arbeitsplätze zu sichern und Einfluss zu gewinnen

19. Dezember 2025

Angesichts der Pläne von Volkswagen, in Deutschland Zehntausende von Arbeitsplätzen abzubauen, fordern Sachsens Grüne den Staat auf, sich am Autohersteller zu beteiligen und einen Sitz im Aufsichtsrat von VW zu sichern.

Der sächsische Grünen-Politiker Wolfram Günther hat die Idee in den Raum gestellt, dass das Land Sachsen Anteile an Volkswagen erwerben sollte, ähnlich dem bestehenden Anteil, den Niedersachsen hält.

„Aus einem Anteil von einem Prozent würden wir uns einen Sitz im Aufsichtsrat sichern“, sagte Günther, der ehemalige Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, gegenüber lokalen Medien in Sachsen.

„Ein Prozent von Volkswagen kostet derzeit rund eine halbe Milliarde Euro. Der Staat verfügt zweifellos über die notwendigen Mittel für eine Beteiligung dieser Größenordnung, insbesondere wenn die Anteile schrittweise aufgebaut würden“, fuhr er in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung fort.

Volkswagen Sachsen GmbH, die Werke in Zwickau, Chemnitz und Dresden betreibt, beschäftigt mehr als 11.000 Menschen und verankert ein großes lokales Zuliefernetzwerk, was sie zu einem Eckpfeiler der sächsischen Wirtschaft macht.

Dies fällt in eine Phase, in der Volkswagen ein Kostensenkungs- und Umstrukturierungsprogramm durchführt, bei dem bis 2030 Zehntausende von Arbeitsplätzen abgebaut werden sollen.

Sächsische Werke sollen den größeren Anteil der Kostensenkungen tragen, wobei am Werk Zwickau beispielsweise erhebliche Reduzierungen geplant sind, und die Produktion von zwei wichtigen Modellreihen soll nach Wolfsburg in Niedersachsen verlegt werden.

Günther und Sachsen insgesamt setzen sich dafür ein, die deutschen Industrieregion auf Klimatechnologie und Elektromobilität auszurichten. VW’s Zwickau-Werk war das erste Werk der Gruppe, das vollständig auf die Produktion elektrischer Autos umgestellt wurde.

Die Grünen spielen eine zentrale Rolle im sächsischen Parlament in Dresden, und die lokale CDU-CSU-Minderheitsregierung war bereits auf die Unterstützung der Grünen angewiesen, um einen zweijährigen Haushalt durchzusetzen, den die Grünen nutzen könnten, um eine 1%-Beteiligung an VW zu erreichen.

„Ich führe Gespräche mit allen relevanten Akteuren, von den lokalen Industrie- und Handelskammern bis zur Landesregierung“, sagte Günther.

Während das zentrale Entscheidungszentrum von VW in Wolfsburg in Niedersachsen liegt, könnten die Folgen der Arbeitsplätzeverluste verheerende Auswirkungen auf Sachsen haben.

Niedersachsen hält 11,8% des VW-Aktienkapitals, 20% der Stimmrechte, und hat dank einer speziellen Rechtsgrundlage die Fähigkeit, zentrale Entscheidungen zu blockieren.

Im Jahr 1960, als Volkswagen privatisiert wurde, verabschiedete der Bundestag das Bundes-VW-Gesetz, ein Sondergesetz, das es der Bundesregierung und insbesondere dem Land Niedersachsen ermöglichte, eine Sperrminorität zu behalten und weitaus mehr Einfluss bei VW zu haben als normale Aktionäre.

Ursprünglich begrenzte es die Stimmrechte eines jeden Aktionärs auf 20% und erforderte mehr als 80% des Aktienkapitals, um größere Entscheidungen zu unterstützen, verglichen mit 75% bei anderen deutschen Unternehmen.

Teile des Gesetzes wurden seitdem nach EU-Gerichtsurteilen aufgeweicht, doch in der Praxis verleiht Niedersachsens rund 20% der Stimmrechte ihm weiterhin ein effektives Vetorecht bei wichtigen Beschlüssen von VW.

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist die zweitgrößte Partei im sächsischen Parlament, besonders in Chemnitz und vielen anderen sächsischen Städten.

Analysten haben lange die Stärke der AfD in Ostdeutschland mit Frustrationen über Deindustrialisierung, wahrgenommene Vernachlässigung und Ängsten vor sinkenden Lebensstandards in Ostdeutschland in Zusammenhang gebracht — all dies könnte durch die großen Arbeitsplatzverluste bei VW und seinen Zulieferern verschärft werden.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.