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Neuer Wettlauf zum Mond: Könnte diesmal ein Deutscher der Erste sein?

28. Dezember 2025

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Der Mensch kehrt zum Mond zurück – und mit ihm kehren auch alte Rivalitäten und neue Ambitionen zurück. Europa will mitreden; Deutschland will an der Spitze stehen. Eine historische Chance lockt Berlin.

Die Menschheit wird voraussichtlich 2027 erneut den Mond betreten – eine Rückkehr, die zu einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen erfolgt, die in vielerlei Hinsicht an den Kalten Krieg erinnern: Aufrüstung, neue Machtblöcke und zunehmende Spannungen zwischen Ost und West.

Wie in der Vergangenheit ist der Weltraum erneut zu einer Bühne für strategischen Wettbewerb geworden. Eine neue Mondlandung steht für weitaus mehr als wissenschaftlichen Fortschritt: Sie wird als Ausdruck technologischer Führungsfähigkeit und geopolitischer Macht im neuen Weltraumrennen gesehen. Eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond verspricht Einfluss auf zukünftige Weltraumstandards, Fragen der Ressourcennutzung und internationale Zusammenarbeit.

Die Ambitionen sind dementsprechend hoch. Neben den USA und Europa drängen insbesondere Russland und China derzeit mit eigenständigen Programmen voran. In diesem Kontext rückt die Europäische Union immer stärker ins Blickfeld. Nicht nur als Partner der USA, sondern zunehmend als eigenständiger Akteur im Weltraum.

Dies wirft eine neue Frage auf: Könnte dieses Rennen erstmals mit einem Deutschen auf dem Mond enden?

US-Lunarprogramm mit europäischer Handschrift

Die Rückkehr von Menschen zum Mond ist Teil des von der NASA geleiteten Artemis-Programms. Die Vereinigten Staaten geben den Ton an, während internationale Partner – vor allem die Europäische Weltraumorganisation (ESA) – eine zentrale Rolle spielen.

Eine bemannte Mondumlaufbahn ist für die erste Hälfte des Jahres 2026 mit Artemis 2 geplant. Ein Jahr später wird Artemis 3 die ersten Astronauten seit 1972 auf der Mondoberfläche landen lassen. Langfristig sieht das Programm auch den Bau der Mondstation Gateway vor.

Europa ist nicht nur politisch, sondern auch technologisch beteiligt. Ein zentrales Bauteil der Missionen ist das europäische Service-Modul des Orion-Raumfahrzeugs, das von der ESA im Auftrag der NASA entwickelt wird und überwiegend in Deutschland gefertigt wird.

Diese Rolle könnte nun sogar mit einer Priorität auf dem Mond geehrt werden: Der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher erklärte, er habe entschieden, dass die ersten Europäer auf einer zukünftigen Mondmission Astronauten deutscher, französischer und italienischer Nationalität sein sollten. Deutschland solle den Anfang machen.

Gerst als der Gagarin des 21. Jahrhunderts?

Vier Deutsche hoffen derzeit auf ein Ticket zum Mond. Stand der Dinge sind Alexander Gerst und Matthias Maurer die aussichtsreichsten Kandidaten.

Gerst, Geophysiker und Vulkanologe, und Maurer, Materialforscher, waren bereits auf der Internationalen Raumstation (ISS) und gehören dem aktiven Astronauten-Team der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) an.

Erfahrung ist für den Auswahlprozess besonders entscheidend: Nach den heutigen Kriterien können Astronauten, die bereits im Weltraum waren, überhaupt für eine Mondmission in Betracht gezogen werden. Die beiden deutschen Reserve-Astronauten, Amelie Schoenenwald, eine Biochemikerin, und Nicola Winter, erfüllen diese Voraussetzung noch nicht.

Da es jedoch noch einige Jahre dauern könnte, bis eine tatsächliche Mondmission geplant wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie bis dahin ebenfalls Weltraumerfahrung gesammelt haben und damit ebenfalls Chancen hätten.


Alexander Gerst on his last space mission in 2018.


Gerst is already open to a mission to the moon. When asked whether he could imagine a flight to the moon, he replied, „Of course.“

Für ihn bedeuten diese Missionen zahlreiche Vorteile. Wer eine aktive Rolle im Mondprogramm übernimmt, bleibt auch bei zentralen zukünftigen Technologien in der Raumfahrt an der Spitze – zum Beispiel in der Erdbeobachtung, der Klimaforschung und Europas technologischer Unabhängigkeit.

Ob tatsächlich ein deutscher Astronaut zu jenen gehören wird, die den Mond betreten, kann derzeit nicht gesagt werden, so Gerst. Seiner Ansicht nach würde dies jedenfalls eine deutlich stärkere Einbindung der Europäischen Weltraumorganisation bei der Bereitstellung zentraler Bauteile für die Missionen erfordern.

Europas Streben nach Unabhängigkeit

Doch eine europäische Präsenz auf dem Mond hat auch eine große symbolische Bedeutung für Europa. Trotz der engen Zusammenarbeit mit der NASA bleibt Europa in vielen Bereichen der Raumfahrt von den USA abhängig. Zugleich verfolgt die Europäische Union das Ziel, technologisch unabhängiger zu werden.

Diese Strategie erhält einen Schub durch ein Rekordbudget für die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Die Mitgliedstaaten stellen für die Jahre 2026 bis 2028 fast 22,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Ein Schwerpunkt liegt auf Europas unabhängigem Zugang zum Weltraum.

Deutschland will seine Rolle in diesem Rahmen definieren – als Europas stärkste Volkswirtschaft, vorzugsweise an der Spitze. Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) spricht von Weltraumfahrt „Made in Germany“.

Es scheint kein Zufall zu sein, dass ihr Ministerium den Begriff „Weltraum“ offiziell in seinen Namen aufgenommen hat, seit Beginn der neuen Legislaturperiode.

Mit 5,1 Milliarden Euro ist Deutschland der größte Beitraggeber zur ESA. Laut Bär ist die Investition in die Raumfahrt trotz angespannter Haushalte notwendig – nicht nur als Investition in die Zukunft, sondern auch als Beitrag zur europäischen Souveränität und Sicherheit.

Wettbewerb im Weltraum

Andere Großmächte haben ebenfalls Ambitionen jenseits der Erde. Russland plant zum Beispiel, Milliarden zu investieren und private Investoren deutlich stärker einzubinden als bisher.

Unter anderem plant es, einen eigenen Satelliten-Internetdienst aufzubauen, der sich am Modell von Starlink orientiert, der laut Roskosmos-Chef Dmitry Bakanov 2027 starten soll.

Dennoch gelten Russlands Aussichten im neuen Mondrennen derzeit als begrenzt. Experten rechnen mit Verzögerungen aufgrund logistischer und finanzieller Probleme. Die Mondmission Luna-26 wurde bereits auf 2028 verschoben.

Launch of a Russian Soyuz rocket with a new ISS crew in Kazakhstan, November 2025.

Launch of a Russian Soyuz rocket with a new ISS crew in Kazakhstan, November 2025.


China, on the other hand, is much more dynamic. The People’s Republic is pushing ahead with its space programme at a rapid pace and is increasingly positioning itself as a strategic competitor to the USA. The official goal is to launch a manned mission to the moon by 2030, even if Beijing has so far revealed little about specific timetables.

Ein symbolischer erster Schritt zum Mond

Was Deutschland betrifft, könnte die Reise zum Mond bereits ab 2026 beginnen – aber vorerst nicht direkt mit einem deutschen Astronauten. Die in Berlin lebende italienische Designerin Giulia Bona hat ein Maskottchen entworfen, das bei der Artemis-2-Mission der NASA ins All fliegen könnte.

Die Gestaltung zeigt einen kleinen Astronauten auf der Schulter eines Giganten namens Orion, benannt nach der Raumkapsel der Mission und zugleich eine Anspielung auf die Mythologie, in der Orion mit der Göttin Artemis assoziiert wird. Solche sogenannten Null-G-Indikatoren haben eine lange Tradition: Yuri Gagarin soll 1961 einen kleinen Glücksbringer ins All mitgenommen haben.

Bona sagte, sie habe spontan am Wettbewerb teilgenommen. Die Tatsache, dass ihr Entwurf es ins Finale geschafft hat, war für sie eine unerwartete Freude.

Sie hofft nun, dass ihr Maskottchen zwischen den Astronauten im Livestream schwebt, wenn Artemis 2 gestartet wird, was zumindest ein symbolischer erster Schritt Deutschlands in Richtung Mond wäre.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.