Wenn die Kakaoproduktion stark zurückgeht, haben Wissenschaftler zu einer klimaresistenten Pflanze gegriffen, um die Schokoladenindustrie zu retten.
Schokolade steht vor einem „Klima-Barometer“, da extreme Wetterbedingungen die Zukunft der weltweiten Kakaoernten bedrohen.
Der Großteil des Kakao (etwa 60 Prozent) stammt aus Westafrika, wird in feuchten Ländern wie Côte d’Ivoire und Ghana produziert, wo warme Temperaturen und ausreichende Niederschläge mit kurzen Trockenzeiten wechseln.
In den letzten zwei Jahren ist die Kakaoerzeugung um bis zu 40 Prozent eingebrochen. Dadurch sind die Schokoladenpreise auf ein Niveau gestiegen, das seit den 1970er-Jahren nicht mehr erreicht wurde, während Experten vor einer kakao-freien Welt bis 2050 warnen.
Wie der Klimawandel die Schokoladenindustrie bedroht
Es gibt viele Faktoren, die auf das Schicksal der Schokolade hindeuten. Frühere Berichte haben illegalen Goldbergbau, alternde Bäume und sogar Kakao-Schmuggler verantwortlich gemacht – doch Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Hauptverursacher in gegensätzlichen Extremniederschlägen liegt.
Das Salata Institute for Climate and Sustainability der Harvard University sagt, dass die Wetterempfindlichkeit von Kakao nichts Neuess ist, aber der Klimawandel die Intensität starker Regenereignisse „verstärkt“, während die Temperaturen steigen.
Für jede Erhöhung der Lufttemperatur um 1 °C kann die Atmosphäre rund sieben Prozent mehr Feuchtigkeit speichern, was zu intensiveren und stärkeren Niederschlägen führt.
„Die grundlegende Physik ist einfach: Eine wärmere Atmosphäre hält mehr Feuchtigkeit, wodurch die Intensität von Extremniederschlägen verstärkt wird“, sagen die Forscher. „Dadurch kommt es zu Staunässe, Bodenerosion und Bedingungen, die Pilzkrankheiten begünstigen.“
Angetrieben von diesem klimabedingten Zusammenbruch, haben Wissenschaftler der National University of Singapore sich nun auf die Suche nach einer Lösung gemacht.
Können Wissenschaftler die Schokoladenindustrie retten?
Forscher richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Johannisbrotbaum, eine klimaresiliente Pflanze, die im Mittelmeerraum angebaut wird und allmählich als vielversprechende Kakao-Alternative Aufmerksamkeit erlangt hat.
Im Gegensatz zu Kakao gedeiht der Johannisbrotbaum in heißen, ariden Klimazonen mit sehr geringem Wasserbedarf und kann Trockenperioden überstehen. Nach dem Rösten entfaltet er ein „einzigartiges Aroma“, das Kakao ähnelt – aber sein Geschmack trifft den Kakao-Geschmack nicht ganz.
Um dieses Problem zu überwinden, entwickelten die Forscher zwei Techniken, um das Geschmacksprofil der Pflanze zu verändern, indem Enzyme eingesetzt werden, um die Bitterkeit zu erhöhen und die Süße zu steigern.
Die Enzymbehandlung ist eine einfache und saubere Methode, die minimale Verarbeitung erfordert, im Vergleich zu anderen Methoden, die aggressive Chemikalien wie Salzsäure zur Geschmacksverbesserung verwenden.
Durch die Verbesserung des Geschmacksprofils des Johannisbrotbaums könnten diese Techniken Konditoren dazu ermutigen, Johannisbrot in Lebensmitteln zu verwenden, die üblicherweise Kakao erfordern, wie Schokoladenriegel, Kakaopulver, Malzgetränke und andere kakaohaltige Produkte.
Wenn es in großem Maßstab eingesetzt wird, könnte es die Abhängigkeit der Schokoladenindustrie vom Kakao signifikant reduzieren, wodurch Lieferketten widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und Ausbrüchen von Kakopflanzenkrankheiten würden.
„Unsere Forschung zielt nicht nur darauf ab, den Geschmack von Kakao zu replizieren – es geht darum, die Zutaten zu diversifizieren, die wir verwenden, um Schokoladenalternativen herzustellen“, sagt Manfred Ku, Erstautor des Forschungsberichts.
„Indem wir uns auf robuste, klimaresiliente Nutzpflanzen wie Johannisbrotbaum wenden, können wir der Branche helfen, sich an Umweltprobleme anzupassen, während den Verbrauchern gleichzeitig ein Produkt geboten wird, das ihnen gefällt.“