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Spannungen zwischen Deutschland und Polen schüren Sicherheitsbedenken angesichts der russischen Aggression

13. Dezember 2025

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Während Russland seinen vollumfänglichen Krieg in der Ukraine fortführt, bleiben Berlin und Warschau geteilt. Wie besorgniserregend ist dies für die Sicherheitslage in Europa?

Polens und Deutschlands jährliche politische Gespräche — die am Montag in Berlin stattfanden — erfolgten zu einer Zeit erhöhter regionaler Spannungen und Besorgnis über Russlands Krieg in der Ukraine.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk traf sich in Berlin mit dem deutschen Kanzler Friedrich Merz zu den 17. Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen, bei denen das Thema Sicherheit im Mittelpunkt stand.

In den vergangenen Monaten gab es eine Welle russischer Verstöße gegen den Luftraum der NATO, darunter die Einsatzflugzeuge des Kreml, die in Polen Alarmmeldungen auslösten.

Warschau braucht Berlin als Sicherheitspartner — doch tiefes Misstrauen belastet die Beziehungen weiterhin, insbesondere auf polnischer Seite.

Am Montag betonte Merz die Bedeutung von Solidarität:


Der deutsche Kanzler Friedrich Merz empfängt Polens Premierminister Donald Tusk zu den Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen in der Kanzlei in Berlin, Deutschland


„Besonders in Zeiten, in denen die Einheit Europas so stark unter Druck steht, dürfen wir uns nicht spalten lassen. Wir müssen zusammenstehen, und das werden wir tun“, sagte er.

Der Politikwissenschaftler Kai-Olaf Lang bezeichnete das deutsch-polnische Verhältnis als „paradox“.

Das Treffen der beiden Führungspersonen werde dies voraussichtlich nicht verändert haben, da das Misstrauen tief verwurzelt sei, sagte der Forscher am Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit.

„Es gibt innere politische Bremser, also wirkt es aus deutscher Sicht so, als würde Polen die deutsche Politik mit angezogener Handbremse verfolgen“, sagte Lang gegenüber Euronews.

Laut Lang sieht sich Polen als regionaler Führer in Zentral- und Osteuropa. „Seit Februar 2022 ist Warschau der Ansicht, dass Polens Einfluss noch weiter zugenommen hat“, sagte er.

Beim Treffen in Berlin verwies Tusk auf die langjährigen Unterschiede zwischen beiden Nationen.

„Es hat mich mehrere Jahre gekostet, unsere deutschen Partner davon zu überzeugen, die Sicherheit in diesem Teil Europas als gemeinsame Verantwortung zu sehen“, sagte der polnische Premierminister.

Polen will stärkeres Mitspracherecht bei der Sicherheit

Polen will bei Sicherheitsfragen stärker mitwirken, fühlt sich jedoch regelmäßig an den Rand gedrängt, so Lang.

Der Eindruck sei gewachsen, dass Deutschland zwar rhetorisch über die Einbindung und Stärkung Polens spricht, aber wenn es wirklich darauf ankommt, wird Polen nicht berücksichtigt, sagte er.

Diese Frustration habe sich in jüngsten Schlüssel-Debatten zur europäischen Verteidigung und in transatlantischen Gesprächen über die Zukunft der Sicherheitsarchitektur des Kontinents verschärft. In Warschau glauben viele, Deutschland hätte enger mit Polen kooperieren sollen.

Kürzlich wurde der Friedensplan Washingtons für die Ukraine diskutiert, ohne dass Warschau direkt beteiligt war — einschließlich einer Bestimmung zur Entsendung europäischer Kampfflugzeuge auf polnischem Territorium.

Tusk war eindeutig: Entscheidungen über Europas Sicherheit dürfen nicht über Polens Kopf hinweg getroffen werden.

Kann sich diese „paradoxe“ Beziehung dennoch zu einer starken deutsch-polnischen Sicherheitspartnerschaft entwickeln?

Kalte Beziehungen

Nach dem neuesten Deutschen-Polnischen Barometer geben nur rund ein Drittel der Polen an, ihre Nachbarn zu mögen.

Ein zentrales Spannungsfeld zwischen den beiden Ländern sind erneute polnische Forderungen nach Reparationen für Nazi-Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs. Im Jahr 2022 hatte Polen offiziell 1,3 Billionen Euro Reparationen von Deutschland für die Schäden des Zweiten Weltkriegs gefordert.

„Aus deutscher Sicht ist die Frage der Reparationen rechtlich abgeschlossen“, sagte Lang.

Während des Staatsbesuchs des polnischen Präsidenten Karol Nawrocki in Deutschland im Oktober lehnten sowohl Merz als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Reparationsforderung ab.

Merz betonte, dass der Umgang mit der Vergangenheit wichtig bleibe.

Als symbolische Geste hat Deutschland kürzlich Kulturgüter nach Polen zurückgegeben — darunter 73 mittelalterliche Pergamentdokumente vom Teutschen Orden und die Reliquie, von der man annimmt, dass es der Kopf des Heiligen Jakobus des Größeren ist.

Allerdings steht die derzeitige polnische Regierung unter innerrpolitischem Druck und muss sich Berlin gegenüber entsprechend präsentieren, so Lang.

Für die nationalkonservative Opposition und für Präsident Nawrocki wird Deutschland als Rivale dargestellt. Sie werfen der Regierung Tusk vor, zu nachgiebig zu sein.

German Chancellor Friedrich Merz welcomes Poland's Prime Minister Donald Tusk for the German-Polish government consultations at the Chancellery in Berlin.

Der deutsche Kanzler Friedrich Merz empfängt Polens Premierminister Donald Tusk zu den Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen im Kanzleramt in Berlin.


„Wir wissen, wo die Meinungsunterschiede liegen“, sagte Tusk.

Doch der polnische Premierminister sieht auch Fortschritte in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit bei Schlüsselthemen wie Investitionen in Infrastruktur und gemeinsamen Anstrengungen zur Unterstützung der Ukraine, wo Deutschland und Polen „Hand in Hand arbeiten“.

Eine solche Zusammenarbeit sei, so Tusk, eine der stärksten Sicherheitsgarantien für beide Nationen.

Er stellte fest, dass Berlin und Warschau in der Energiepolitik übereinstimmen, insbesondere beim Bemühen, die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu verringern — eine Verschiebung, die er gesagt hätte, vor nur wenigen Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre.

Investitionen in die Infrastruktur seien ebenfalls entscheidend für die gemeinsame Sicherheitsagenda, sagte Tusk.

„Es geht um Straßenverbindungen und Brücken über die Oder, damit die NATO im Falle russischer Aggression schnell reagieren kann“, sagte Tusk. Um schnelle Maßnahmen zu gewährleisten, sind weitere strukturelle und kommunikative Verbindungen zwischen Polen und Deutschland nötig, fügte er hinzu.

In Zukunft erwartet der polnische Premierminister noch engere Zusammenarbeit.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.