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Zwei Drittel der Deutschen sind durch Kriegsgedanken gestresst – neuer Bericht zeigt

15. Dezember 2025

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Obwohl etwa 66 Prozent der Deutschen das Gefühl haben, dass die Welt schneller und stärker vernetzt ist, empfinden die Befragten sie auch stressiger als früher – insbesondere in Bezug auf Kriegsgedanken, wie der TK-Stressbericht zeigt.

Mindestens 62 Prozent der Deutschen erleben übermäßigen Stress, während etwa acht Prozent überhaupt kein Stress empfinden, so der diesjährige TK-Stressbericht.

Nach dem 2025-Stressbericht der Techniker Krankenkasse (TK), Deutschlands gesetzliche Krankenversicherung, gehörten die Kriege in der Ukraine, Gaza und im Sudan, neben Unsicherheit durch Handelszölle und Beschränkungen, Pandemien und autoritäre Systeme, zu den vielen Krisen der Gegenwart, die laut Befragten eine starke oder sehr starke Belastung darstellen.

Rund 1.407 Personen deutschlandweit nahmen an der repräsentativen Umfrage teil, die im Mai 2025 von der Meinungsforschungsfirma Forsa im Auftrag der TK durchgeführt wurde.

Nach dem Bericht gaben weniger als die Hälfte der gestressten Befragten (47 Prozent) an, dass die Bedrohung Deutschlands als Wirtschaftsstandort zu ihrem Stress beitrage, während etwa 44 Prozent der Befragten durch die Auswirkungen des Klimawandels und Umweltprobleme gestresst seien.

Betrachtet man alle Befragten insgesamt, waren politische und gesellschaftliche Probleme, zu denen Faktoren wie Krieg, Polarisierung und Sicherheit gehören, jedoch nur die dritthäufigste Stressquelle, und insgesamt zeigt der Bericht, dass sich die Deutschen in erster Linie mit sich selbst beschäftigen.

Der TK-Bericht zeigte, dass der größte Stressauslöser hohe Erwartungen an sich selbst seien. Besonders Frauen empfinden Stress durch ihre eigenen Ansprüche, während der größte Stressauslöser bei Männern weiterhin ihre Arbeitssituation bleibt. Insgesamt belegten Schule, Studium und Arbeit den zweiten Platz.

Stress hat zugenommen

Den Umfragedaten zufolge treten Rückenbeschwerden, Müdigkeit, innere Unruhe, Schlafstörungen und Reizbarkeit deutlich häufiger bei gestressten Menschen auf.

Der TK-Bericht existiert seit 2013 und befindet sich in der vierten Ausgabe. Es gibt eine erkennbare Tendenz, dass die Wahrnehmung von Stress in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Im Jahr 2013, vor mehr als zehn Jahren, empfanden 57 Prozent Stress.

Analysten führen dies auf eine Zunahme externer Einflüsse wie politische Krisen und Kriege zurück.

Zum Vergleich ist die Stresswahrnehmung bei Männern nach der Coronakrise wieder gesunken, während sie bei Frauen weiter gestiegen ist.

Nach dem neuen TK-Stressbericht ist Stress nicht grundsätzlich negativ, aber es muss ausreichend Entspannungsphasen geben. Ein gesundes Stressniveau kann dann motivieren und die Konzentration erhöhen.

Menschen, die viel Stress erleben, spüren dies auch körperlich und gesundheitlich. Häufig oder gelegentlich gestresste Personen leiden deutlich häufiger unter Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, Erschöpfung, innerer Unruhe, Schlafstörungen und Reizbarkeit. Dies lässt sich durch Aufbau und Training von Resilienz vermeiden. Auch andere Strategien haben sich im Umgang mit Stress bewährt.

TK-CEO appelliert an Arbeitgeber

„Arbeitgeber sind ebenfalls aufgefordert zu handeln. Denn Arbeit ist eindeutig als einer der Hauptauslöser für Stress benannt“, erklärte Dr. Jens Baas auf der Pressekonferenz zum Bericht. „Viele Befragte können nach der Arbeit nicht mehr richtig abschalten und fühlen sich ausgelaugt und erschöpft. Hier müssen wir ansetzen“, warnt er.

„Stress lässt sich nicht immer vermeiden“, sagt Baas, „und es ist wichtig, dass wir lernen, uns in einer zunehmend schnelllebigen Welt abzugrenzen und einen gesunden Umgang damit zu finden.“

Die Mehrheit der Befragten gab an, dass ein Spaziergang oder Zeit in der Natur ihnen hilft, Stress zu lindern (83 Prozent). Eigene Hobbys helfen 78 Prozent, Stress zu bewältigen. Ebenso vielen erlaubt es der Austausch mit Familie und Freunden.

Musik hören, selbst kochen oder ausgehen zum Essen sind ebenfalls effektive Methoden, um die Entspannungsphase einzuleiten.

„Der große Unterschied zwischen persönlichen Krisen, wie dem Verlust des Arbeitsplatzes, und großen politischen und gesellschaftlichen Problemen ist das Gefühl der Kontrolle“, erklärt die Glücksforscherin und Psychologin Prof. Dr. Judith Mangelsdorf im TK-Stressbericht.


Die Top-10-Wege, wie Deutsche Stress abbauen und entspannen.


Wenn Sie die Situation, die Sie stresst, beeinflussen können, demonstrieren Sie Ihre Handlungsfähigkeit und übernehmen Kontrolle. Bei externen Einflüssen können Sie zumindest begrenzen, wie viel Zugriff Sie sich selbst gewähren.

Nach Ansicht der Glücksforscherin Mangelsdorf sind wir evolutionär nicht darauf ausgelegt, den Krisen des gesamten Planeten den ganzen Tag über zu begegnen.

„Das bedeutet, dass wir lernen müssen, wieder zu kontrollieren, wann wir uns informieren und aus welchem Grund, damit wir uns nicht mit unkontrolliertem Nachrichtenkonsum und Doomscrolling überlasten.“

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.