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Verdächtiger im tödlichen Magdeburger Weihnachtsmarkt-Autoangriff geht vor Gericht

18. November 2025

Der Prozess gegen Taleb Al Abdulmohsen, der beschuldigt wird, sechs Menschen bei einem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024 getötet zu haben, begann am Montag in einem Hochsicherheitsverhandlungssaal.

Der Beschuldigte in dem im Dezember 2024 am Magdeburger Weihnachtsmarkt verübten Fahrzeugangriff, bei dem sechs Menschen, darunter ein Kind, getötet wurden, stand am Montag vor Gericht in einem speziell errichteten Hochsicherheitsgerichtssaal.

Der Angeklagte, Taleb Al Abdulmohsen, saß in einer sicheren Glasbox, umgeben von maskierten Richtern, die kugelsichere Westen trugen, als der Prozess um 9:30 Uhr eröffnet wurde.

Laut lokalen Medien sollten Dutzende von Anwälten und Co-Klägern dem Verfahren in einem ansonsten „erstaunlich leeren“ Gerichtssaal folgen.

Der Angeklagte nutzte die mediale Aufmerksamkeit, um vor und nach Beginn der Verhandlung wechselnde Botschaften auf seinem Laptop-Bildschirm anzuzeigen, wobei „Sept. 2026“ möglicherweise auf die Wahlen des nächsten Jahres verweist. Die Bedeutung der übrigen Botschaften blieb unklar.

Der Verdächtige wurde am Morgen mit dem Helikopter nach Magdeburg gebracht und in einer Wagenkolonne zum Gerichtsgebäude eskortiert.

Aggressive Online-Präsenz verwandelte sich in eine Gewalttat

Nach der Anklage fuhr der 50-Jährige saudische Psychiater mit deutscher Niederlassung seit 2006, Al Abdulmohsen, am 20. Dezember 2024 durch den Magdeburger Weihnachtsmarkt und fuhr dabei in Zickzacklinien mit Geschwindigkeiten von bis zu 48 Kilometern pro Stunde.

Neben den sechs Toten wurden bei dem Angriff weitere 323 Menschen verletzt.

Der Verdächtige arbeitete als Facharzt in der Salus-Klinik in Bernburg, Sachsen-Anhalt, seit 2020 in der psychiatrischen Abteilung für Suchtkranke. Zuletzt war er krankgeschrieben.

Recherchen von Medienhäusern und laufende Ermittlungen deuten darauf hin, dass Al Abdulmohsen extreme Ansichten in sozialen Netzwerken geäußert hat, lautstark den deutschen Staat, den Islam und Saudi-Arabien sowie eine säkulare Flüchtlingsorganisation in Köln angegriffen hat. Zudem betrieb er eine Website, die versprach, Menschen bei der Flucht aus seinem Herkunftsland zu unterstützen.

Al Abdulmohsen handelte „vorwiegend aus persönlichen Motiven“, berichtete Der Spiegel unter Berufung auf Ermittlungsquellen.

Der Verdächtige sandte laut Volksstimme einen acht Seiten umfassenden Brief an die Staatsanwaltschaft, in dem er den Anschlag rechtfertigte und neue Drohungen formulierte. Er erklärte, er werde den Weihnachtsmarkt „wieder angreifen“, wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Ein Handschriftvergleich bestätigte die Echtheit des Schreibens.

Für die Verhandlung wurde eigens ein temporäres Gerichtsgebäude errichtet. Das Ensemble umfasst rund 4.700 Quadratmeter, der eigentliche Verhandlungssaal misst etwa 2.000 Quadratmeter und fasst bis zu 700 Personen.

Der Prozess wird voraussichtlich mehrere Monate unter Hochsicherheitsmaßnahmen fortgesetzt.

Lennart Krüger

Lennart Krüger

Ich bin Lennart Krüger, Redakteur bei S-Bahn Hamburg. Ich schreibe über Stadtleben, Kultur und alles, was Hamburg bewegt – von neuen Projekten bis zu verborgenen Geschichten. Meine Leidenschaft: die Vielfalt dieser Stadt in Worte zu fassen.