Der Lobbyverband der familiengeführten Unternehmen Deutschlands hat bestätigt, dass er sich von den „Feuerwänden“ gegenüber der rechtspopulistischen AfD verabschiede, da die Partei in nationalen Umfragen stark zulegt.
Der Verband der Familienunternehmen Deutschlands, der die Interessen von Unternehmen reicht von mittelständischen Betrieben bis hin zu Giganten wie BMW und Merck vertritt, hat die bestehende „Feuerwand“ um jegliche Form der Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) aufgehoben.
Ein Skandal brach aus, nachdem bekannt wurde, dass der Verband Vertreter der AfD zu einem Parlamentsabend mit Mitgliedern anderer Parteien eingeladen hatte, der im Oktober in Räumlichkeiten der Deutschen Bank stattfand.
Am Montag sprachen Vertreter des Verbands mit deutschen Medien und bestätigten, dass die Firewall — ein Bekenntnis deutscher Parteien, Unternehmen und anderer gesellschaftlicher Akteure, die AfD aufgrund ihrer verfassungsfeindlichen und aufhetzenden Aktivitäten wirksam auszuschließen — gescheitert sei.
Albrecht von der Hagen, Geschäftsführer des Familienunternehmensverbands, sagte der Zeitung The Pioneer: „Die Firewall gegen die AfD… hat nichts bewirkt… wir verabschieden uns von Feuerwänden.“
Leif-Erik Holm, wirtschaftspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, bestätigte, dass er einer der Teilnehmer der Veranstaltung im Oktober war.
Dies fällt zusammen mit der Tatsache, dass die AfD bundesweit eine Zustimmungsquote von 27% erreicht hat.
Der Familienunternehmensverband ist eine Lobbyorganisation, die die Förderung konventioneller Wirtschaftspolitik mit gesellschaftlichen Fragen oder heiklen politischen Themen verbindet. Dazu gehören Kampagnen gegen Tarifverträge, gegen klimafreundliche Wirtschaftspolitik und für eine milde Erbschaftssteuerregelung.
In seinen Äußerungen gegenüber The Pioneer ließ von der Hagen ein explizites Eintreten für die sozialkonservativen Ansichten der AfD in Bezug auf Familien, individuelle Rechte und Einwanderer offen aus, nannte sie „eine glatte Katastrophe“ — wobei Fragen aufkommen könnten, ob allein das Einladen der AfD als Unterstützung ihrer Anliegen gesehen wird.
Der Verband umfasst rund 6.500 familiengeführte Unternehmen aus Deutschland, darunter Großunternehmen wie BMW und Dr. Oetker. Die Mitgliedschaft setzt mindestens zehn Beschäftigte und einen Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro voraus.
Die jüngsten Entwicklungen haben in Deutschland Bedenken geweckt, dass Wirtschaftsverbände ihre Herangehensweise an die AfD möglicherweise teilweise überdenken könnten.
„Im Wesentlichen geht es darum zu interpretieren, was die Firewall gegen die AfD tatsächlich ist und wozu sie dient“, sagte Verbandpräsidentin Marie-Christine Ostermann der Handelsblatt-Mediengruppe.
„Für uns war die Firewall eine totale Isolierung der AfD, die so weit ging, dass wir AfD-Abgeordnete im Parlament kategorisch nicht eingeladen haben“, fügte Ostermann hinzu.
„Wir hobten diese Art von Kontaktverbot beim letzten Parlamentsabend auf Bundesebene auf — eine solche Firewall habe es in unserer landesweiten Region nie gegeben“, behauptete sie.
„Dennoch möchte der Verband absolut nicht, dass die AfD Koalitionspartner in einer Regierung wird“, betonte sie.
Deutsche Bank reagiert
Am Montag kündigte die Deutsche Bank ihren bestehenden Mietvertrag mit dem Familienunternehmensverband, nachdem bekannt geworden war, dass die AfD zu Veranstaltungen in deren Räumlichkeiten beteiligt war, wie mehrere Medien, darunter Handelsblatt, berichteten.
Die Deutsche Bahn, Siemens, Miele, Oetker, Stihl und Vorwerk haben vor der diesjährigen Bundestagswahl Kampagnen für Demokratie bzw. „Nein zur AfD“ geführt, wie die Kampagne „We Stand for Values“ (Wir stehen zu Werten) voranbrachten, in der sie behaupteten, dass die Positionen der AfD mit ihren Werten und ihrem Personalbedarf in Konflikt stehen.
Am 2. Mai hat das Bundesamt für Verfassungsschutz die AfD als bestätigte rechtsextremistische Organisation eingestuft, basierend auf Informationen, die es von inländischen Nachrichtendiensten erhalten hatte, nachdem es sie zunächst als „verdächtig“ eingestuft hatte.
Ihre Einschätzungen tragen erhebliches politisches und rechtliches Gewicht — sobald eine Gruppe als extremistisch eingestuft wird, behandeln staatliche Institutionen und private Akteure sie oft als potenzielle Sicherheitsrisiken, was alles beeinflusst von Überwachungsbefugnissen bis hin dazu, wie Banken und Unternehmen mit ihr umgehen.