Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Fortsetzung der Erneuerung des Lessingtunnels in Altona

Umfangreiche Bauarbeiten während der Sommerferien

In diesem Sommer wird die Erneuerung des Lessingtunnels fertiggestellt: Zur Vorbereitung gibt es hier vom 20. bis 26. Juni die ersten Arbeiten, bevor vom 27. Juni bis 7. August der Streckenabschnitt zwischen Othmarschen und Holstenstraße gesperrt wird. In diesem Artikel erfahrt ihr die Hintergründe zu dieser umfangreichen Baustelle und wie ihr in dieser Zeit dennoch an euer Ziel gelangt.

Den Lessingtunnel und die dazu gehörigen S-Bahn-Brücken in Altona gibt es bereits seit 1891. Der zweite Abschnitt der S-Bahn-Überführung über die Julius-Leber-Straße folgte 1913. Mitten an beziehungsweise unter der S-Bahn steht also ein echtes Stück Architekturgeschichte – und die ist eben auch anfällig. Das Bauwerk hat mittlerweile das Ende seiner technischen Nutzungsdauer erreicht und muss erneuert werden, um weiterhin einen störungsfreien S-Bahn-Verkehr auf dem Streckenabschnitt gewährleisten zu können. Bereits 2017 wurde mit der Erneuerung begonnen und die Gleise 1 und 2 erneuert. In den Sommerferien 2019 stehen nun die Gleise 3, 4 und 5 auf der Agenda. Das Schöne: Danach sind die Bauarbeiten an einem der größten Verkehrsknotenpunkte Hamburgs beendet.

Warum bauen wir in den Sommerferien?

Der Zeitpunkt dieser langen Sperrpause ist bewusst gewählt. In den Hamburger Sommerferien, die sich mit denen in Schleswig-Holstein überschneiden, gibt es nachweislich das geringste Fahrgastaufkommen bei der S-Bahn Hamburg: Etwa 25 bis 30 Prozent weniger Fahrgäste müssen in dieser Zeit befördert werden. Zudem stehen auch alle Schulbusse der Region für den, durch die Streckensperrung erforderlichen, Schienenersatzverkehr zwischen Othmarschen und Holstenstraße zur Verfügung.

Die Erneuerung des Lessingtunnels birgt dabei einige Herausforderungen. Es ist nicht nur eine Baustelle im Bestand, sondern auch an einem Knotenpunkt im innerstädtischen Bereich. Solch eine komplexe Baumaßnahme bedarf einer guten Vorbereitung: Sieben Jahre beschäftigte sich ein mehrköpfiges Projektteam mit der Planung.

In Abstimmung mit den zuständigen Behörden ist dafür ein Verkehrskonzept erstellt worden, um die mit der Baustelle verbundenen Auswirkungen für alle Verkehrsteilnehmer und Anwohner so gering wie möglich zu halten. Neben unzähligen Planern für jedes Gewerk sind an den Bauarbeiten vor Ort viele Mitarbeiter im Einsatz, damit die neue Brücke zeitnah fertig gestellt wird. Im ersten Bauabschnitt 2017 wurden die Überbauten der Gleise 1 und 2 erneuert. In der kommenden – und finalen – Bauphase ab Juni 2019 sind die Gleise 3,4 und 5 an der Reihe. Die Gleise der Fernbahn sind aufgrund des Baus des neuen Bahnhofs in Diebsteich nicht betroffen.

Der Ablauf der Bauarbeiten am Lessingtunnel:

Vor Beginn der Baustelle 2017 wurde als erstes die Kampfmittelfreiheit bestätigt. Das heißt, dass sondiert werden musste, ob sich im Boden vor und hinter der alten Brücke keine Weltkriegs-Bomben befinden. Zur weiteren Vorbereitung der Baustelle wurden verschiedene Kabelbereiche umgelegt. Hierfür wurde eine große Kabelhilfsbrücke errichtet, sowie Gleisquerungen hergestellt. Ein aufwendiges Unterfangen, welches jedoch garantiert, dass der S-Bahn-Verkehr im Citytunnel – trotz des Ausfalls rund um den Lessingtunnel – weitergeführt werden kann.

Wie fährt was?

Vom 27. Juni bis 7. August

S1 fährt zwischen Wedel und Othmarschen sowie Altona und Airport/Poppenbüttel
S11 fährt zwischen Poppenbüttel und Berliner Tor.
S2 fährt zwischen Bergedorf und Sternschanze.
S3 fährt zwischen Stade und Altona, die S31 wird bis Pinneberg verlängert.

Als erste Maßnahme der Bauarbeiten in diesem Jahr müssen alle alten Kabel aus dem Baufeld entfernt werden. Anschließend werden die Stromschienen im gesamten Bereich des Tunnels sowie die Leit- und Signaltechnik im Brückenbereich zurückgebaut. Danach folgt der Ausbau der Weichen und Gleise vor, hinter und auf der Brücke. Danach wird die Brücke freigelegt: Hierzu müssen einige hundert Tonnen Schotter abgetragen werden. Dann erfolgt der tatsächliche Abbruch der alten Brücke.

Erst wenn all diese Schritte erfolgt sind, kommt die eigentliche Erneuerung der Brücke. Hierfür sind neue Gründungen der Brücke nötig, die in den Boden gebohrt werden. Die ersten 50 bis 60 Bohrpfähle wurden bereits 2017 gesetzt. Nun folgen die letzten Bohrträger, um die Überbauten der restlichen Gleise verankern zu können. Bei diesen Arbeiten sind nicht nur Präzisionsarbeit, sondern auch Geduld gefragt. Da mit Beton gearbeitet wird, stehen einige Aushärtezeiten auf der Agenda, die eingehalten werden müssen.

Damit die tonnenschweren Bohrmaschinen zum Einsatz kommen können, wurden bereits im Vorfeld Arbeitsebenen geschaffen, auf denen die Bohrmaschinen von Punkt zu Punkt bewegt werden können. Wenn die Bohrpfähle erstellt sind, auf denen die sogenannten „Widerlager“ als Grundlage der neuen Brücke installiert wurden, wird die neue Brücke eingebaut. Hier kommt es erneut auf Maßarbeit an: Da es rund um die Baustelle keine Fläche zum Lagern oder Vormontieren gibt, wird die Brücke zeitgerecht mithilfe von Logistikunternehmen zur Baustelle geliefert. Die gesamte Baustellenversorgung und Logistik ist eine der vielen Herausforderungen, die bis ins Detail geplant wurden. Der Umfang dieser Baustelle stellt dabei die größte Herausforderung dar. Jede einzelne Maßnahme ist eng getaktet, sodass auch nachts gearbeitet wird, um den Verkehr sowie Einwohner so wenig wie möglich zu beeinträchtigen und einen problemlosen Ablauf gewährleisten zu können.

Sobald die Überbauten befestigt sind, beginnen die Gleisbauarbeiten. Neuer Schotter wird verlegt, die Schwellen und Schienen wieder eingebaut. Dann folgt der Aufbau der Leit- und Sicherungstechnik sowie der Stromschiene. Allein diese Oberbaumaßnahmen zum Ende der Sperrpause werden etwa zwei Wochen der Baustellenzeit in Anspruch nehmen und somit die Bauphase maßgeblich beeinflussen.

 

Effiziente Nutzung der Streckensperrung

Wie schon im Jahr 2017 wird die erforderliche Streckensperrung für den Lessingtunnel effizient genutzt: Die Kollegen von Station&Service nutzen diese Phase, um mit den ersten Arbeiten an der Station Ottensen zu beginnen und die Bahnsteigerneuerung in Bahrenfeld umzusetzen.