Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Wie viele Menschen steigen in unsere Bahnen? – Ein System gibt Antworten

Jahr für Jahr nutzen immer mehr Menschen unsere S-Bahnen. Woher wir das wissen? Das sogenannte Fahrgastzählsystem gibt uns in regelmäßigen Abständen genaue Informationen darüber. In diesem Artikel erklären wir euch, wie das System funktioniert.

Pro Tag fahren mit unseren Bahnen im Schnitt 750.000 Menschen. Diese Zahlen ziehen wir aus unserem Fahrgastzählsystem. Infrarotsensoren, die in insgesamt 29 Zählzügen verbaut sind, liefern uns täglich Zahlen, die in der Abteilung Fahrgastmarketing ausgewertet und analysiert werden.

Dieses System wurde 1999 eingeführt. Ursprünglich diente es ausschließlich der Einnahmenaufteilung im Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Wurde früher nach Kapazität und Leistung abgerechnet, stellte die Stadt auf ein auf Nachfrage orientiertes System um und rechnete 2003 erstmalig mit Daten aus dem Fahrgastzählsystem ab.

Das heißt, dass die Eingangsdaten aus den Zählgeräten in einem Hochrechnungsprogramm landen, womit die Linienbeförderungsfälle berechnet werden. Von dort fließt es in das EAV-Rechenwerk ein und hier werden die Einnahmen auf die Verkehrsunternehmen verteilt.

Doch die Sensoren liefern uns noch weitere spannende Daten: So werden die Zahlen für die jährliche Angebotsplanung genutzt, um zu schauen, wie stark die einzelnen Züge und Linien ausgelastet sind. Man kann auch erkennen, dass die S-Bahnen in den Ferienwochen weniger Fahrgäste von A nach B bringen. Das ist einer der Gründe, warum die Bauarbeiten im Netz meist dann stattfinden. Weil wir wissen, dass dann weniger Menschen betroffen sind, als in der restlichen Zeit des Jahres. Und nicht nur das: Auch stark frequentierte Haltestellen und Teilabschnitte lassen sich durch die Zahlen ermitteln. Sogar über Verspätungen geben die Sensoren Aufschluss und können so analysiert werden.

Und wo befinden sich die Zählsensoren?

Ihr habt sie vielleicht schon einmal entdeckt! Die Sensoren befinden sich oberhalb der Tür, meistens sind sie aber nur für das geschulte Auge zu erkennen. Insgesamt befinden sich 39 Zählzüge in unserem Streckennetz, die täglich eingesetzt werden. Und wie unterscheidet das System einen aussteigenden Passagier von einem einsteigenden? In dem kleinen Kasten befinden sich gleich zwei Sensoren, die mit einer Trennschärfe von nur 140 Millisekunden Einsteiger von Aussteigern unterscheiden.

Wie jedes System hat auch das Fahrgastzählsystem seine Tücken: Wenn die Fahrgäste zum Beispiel im Winter mit ihren Schuhen Schneeschlamm in die Bahnen bringen, ist ein Flackern der Sensoren möglich. Passiert dies, werden die ermittelten Daten dieser Fahrt direkt gesperrt. Das bedeutet: Fehlermeldungen werden vom System erkannt und die Zahlen gehen nicht in die Auswertung.

Zudem werden die Zählsysteme regelmäßig gewartet und kontrolliert – nicht nur in den Werkstätten der S-Bahn Hamburg. Auch der Hamburger Verkehrsbund überprüft das System, welches bestimmte Genauigkeitskriterien erfüllen muss, ehe es zugelassen wird. So wird garantiert, dass die Zahlen, die einmal im Quartal abgegeben werden, korrekt sind.

Die Zählzugcharakteristik

Zur Überprüfung der Zahlen dient auch die sogenannte Zählzugcharakteristik. Dafür wird sich die Rohdatenbasis angeschaut. Das bedeutet, man addiert alle einsteigenden Passagiere und subtrahiert alle aussteigenden Fahrgäste im Quartal und schaut sich das Verhältnis an. Die Prozentzahl dieser Differenz schwankt durchaus geringfügig, aber aus einem negativen Verhältnis darf niemals ein positives werden. Passiert dies dennoch, weiß man, dass mit dem System etwas nicht in Ordnung ist und es wird direkt gewartet.

So wird im ET 490 gezählt

Übrigens wird in den Zügen aus der ET 490-Reihe ein anderes Zählsystem genutzt: Hier sind die Züge nicht mit Sensoren, sondern mit Kameras ausgestattet, die für die Fahrgastzählung eingesetzt werden. Aber keine Sorge: Das ist alles datenschutzkonform! Die Kameratechnik liefert der S-Bahn als Unternehmen lediglich Zahlen zur Verbesserung des Betriebes, dabei werden keine personenbezogenen Daten gespeichert.