Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Der Bahnhofstunnel Stade wird aufgehübscht

Das Projekt „Bildnerische Bahnhofspflege“ geht ins 12. Jahr

Bereits seit 2012 gibt es das Projekt: die Bemalung und Gestaltung des Stader Bahnhofstunnels. Dieses Jahr stand es unter dem Motto „Fremdes Integrieren“. In der Woche vom 26. bis zum 30. Juni bearbeiteten die Schüler:innen der Waldorfschule Stade die Wände des Tunnels.

Ursprünglich brachte ein ehemaliger Mathematiklehrer die Idee an die Schule. Er durchquerte den Tunnel täglich und fand es unschön, dass der Tunnel, kaum war er frisch gestrichen, sofort wieder durch Graffiti in Besitz genommen wurde. Dies wiederum brachte den Kunstlehrer Hans-Wolfgang Roth auf den Gedanken, eine dauerhafte Lösung mit einer angemessenen Bemalung zu finden. So entstand das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Stade und der Deutschen Bahn.

Seit nunmehr elf Jahren verschönert die jeweilige 11. Klasse der Waldorfschule den Durchgangstunnel, der Bahnsteige und eine Zufahrtstraße mit dem Bahnhof verbindet. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet das einiges an Arbeit. Zuerst überlegen sie sich zusammen mit ihrem Kunstlehrer Hans-Wolfgang Roth theoretisch, was die sich jährlich ändernde Thematik bedeuten könnte und wie man dies gestalterisch darstellen kann. In vielen Gesprächen nähern sie sich so immer mehr dem Thema an.

Das diesjährige Motto erwies sich schnell als durchaus komplex und vielfältig und forderte von den 17 Schüler:innen einiges an Kreativität und Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt. Zunächst erarbeiteten sie ein Konzept und am 26. Juni ging es dann mit der praktischen Arbeit im Tunnel los. Bei den täglichen Besprechungen während der Projektwoche in einem Raum der DB am Stader Bahnhof setzten sie sich mit dem Thema immer wieder aufs Neue auseinander.

Am ersten Tag strich die Klasse den gesamten Tunnel zunächst lichtgrau, um die Werke des Vorjahres zu löschen. Dienstags nahm sich jeder Zeit, eigene Ideen malerisch mit Acrylfarbe zu entwickeln und sich vom kreativen Malprozess leiten zu lassen.

Am Mittwoch wählte jede:r Künstler:in ein Bild aus und erlaubte einem anderen aus der Gruppe, eigene Impulse in das Werk zu setzen, sprich etwas Neues einzubauen und so „das Fremde" zu integrieren. Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, wurde spätestens dann in der erlebten Praxis klar.

Der Prozess des Integrierens dauerte dann auch den Donnerstag über an. Hier musste sich der/die jeweilige Urheber:in mit dem unbekannten Neuen auseinandersetzen und es möglichst im Bild so einarbeiten, dass idealerweise die Bildidee weiterentwickelt wird.

Die abstrakten Bilder sind somit das Ergebnis von Integrationsprozessen, die in direktem Zusammenhang mit der aktuellen Frage der Integration von fremden Kulturen in unsere Gesellschaft stehen. Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich, dass sie mit ihrer Kunst ein Zeichen der Hoffnung setzen, dass Integration gelingen kann und nicht mehr als störend empfunden wird.

Die Woche im Bahnhofstunnel ist somit Lernprozess und kreative Verschönerung zugleich und eine echte Bereicherung für Schüler, Fahrgäste und alle, die den Tunnel nutzen. Schaut es Euch doch einmal an!

Einige Bilder könnt Ihr hier sehen: