Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Der Lokführerstand des ET 490

Es dauert nicht mehr lange: Der Fahrgastprobebetrieb mit dem ET 490 auf Hamburgs Schienen steht kurz bevor. Doch bevor ihr einsteigen könnt, müssen unsere Triebfahrzeugführer geschult werden. In diesem Artikel erfahrt ihr, was unsere Kollegen beim Fahren der neuen Züge beachten müssen.

Bis Ende 2019 stocken wir mit insgesamt 72 Zügen der Baureihe ET 490 unsere Zugflotte für euch auf. In den vergangenen Wochen wurden die ersten Modelle bereits ausgiebig getestet. Darüber hinaus hat das Zusatzausbildungsprogramm der Lokführer begonnen. Ziel: Alle 440 Triebfahrzeugführer der S-Bahn Hamburg sollen die Mechanik der verschiedenen Einstellungen im ET 490 kennen.

Doch wer entscheidet, wer zuerst diese Zusatzqualifikation erlangen darf?

In der ersten Phase werden vorrangig erfahrene Triebfahrzeugführer mit dem neuen Lokführerstand vertraut gemacht. Stück für Stück folgen die weiteren Kollegen.

Lars Frenkel ist Triebfahrzeugführer-Ausbilder und zählt zu den zehn Mitarbeitern, die die Fortbildungen im ET 490 betreuen. Und nicht nur das: Der 35-Jährige wurde in die Entwicklung der neuen Fahrzeuge aktiv miteinbezogen. Er lieferte die nötige Praxiserfahrung, um den neuen Zug noch besser zu machen. ­­­­­­­So sind im ET 490 die Sicherungskästen, anders als beim ET 474, vom Fahrgastraum aus zugängig.

So kann der Lokführer im Falle einer Störung viel schneller einzelne elektrische Funktionen zurücksetzen und muss das Fahrzeug nicht verlassen. Zudem wurden die Abhilfemaßnahmentexte des Bordcomputers im Lokführerstand überprüft, und geschaut, ob diese im Falle einer Störung den Triebfahrzeugführern das nötige Wissen in möglichst kurzer Zeit vermitteln können.

Was die Technik des Fahrzeugs während der Fahrt angeht, gibt es keine großen Unterschiede. Es liegt jedoch ein anderes Bedienungskonzept vor. Statt einer Art Computer, wie im ET 474, wird hier wieder eine Schalttechnologie eingesetzt. Zudem fällt direkt auf, dass die Lokführerkabine des ET 490 viel mehr Platz bietet als ihre Vorgänger.

„Sowohl für uns als auch die Fahrgäste angenehm: Bei schwierigen Gleisverhältnissen wie Laub auf den Schienen zieht der Zug gut an und bremst besser ab.“
Lars Frenkel, Triebfahrzeugführer und Ausbilder.

Der größere Platz als auch die schräge Bugmaske zollen den aktualisierten Crash-Bestimmungen Tribut. Der ET 490 soll auch auf der geplanten Strecke nach Bad Oldesloe eingesetzt werden: In diesem Mischbetrieb fahren die Züge bis zu 140 km/h. Für diese Geschwindigkeiten gelten andere Sicherheitsbestimmungen als für Züge, die nur im City-Netz oder bis ins Alte Land fahren.

Bei der Weiterbildung für den ET 490 ist es den Verantwortlichen besonders wichtig, den Praxisteil so hoch wie möglich zu halten. In einem Team mit vier Auszubildenden und zwei Teamleitern proben die Teilnehmer verschiedene Szenarien, die es auf der Strecke geben kann. Dazu gehört auch der Vorgang einer Kopplung zweier Züge. Da diese beim ET 490 sowohl mechanisch als auch elektrisch funktioniert, muss dieses Szenario mehrmals geübt werden.

Dies ist nur eine von zahlreichen Situationen, die mit dem neuen Zug getestet und geübt werden müssen. Bis Ende 2019 sollen alle neuen Züge auf Hamburgs Schienen eingesetzt werden, um euch sicher und komfortabel von A nach B zu bringen.

Fotos:

Lisa Knauer