Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Ein ganz besonderer Mitarbeiter: Vorhang auf für Schrubbi

Hinter den Kulissen der S-Bahn Hamburg

Wenn die Tage dunkler werden, die Bäume ihre Blätter verlieren und das Wetter mit dem vollen Programm an Sturm und Regen aufwartet, dann holen wir unsere Geheimwaffe aus dem S-Bahn-Werk: Schrubbi, unseren Reinigungszug. Schrubbi ist ein ganz besonderer Mitarbeiter. Wir durften ihn bei einem Einsatz begleiten.

Zugegeben, Schrubbi ist kein gewöhnlicher Zug. Er ist weder im typischen S-Bahn-Grün noch im bekannten Rot der Deutschen Bahn unterwegs. Schrubbi steht auf Gelb. Als umgebauter Mittelwagen der Baureihe 472/473 ist er für uns zur Herbst- und Winterzeit als Schienenreinigungsfahrzeug unverzichtbar. Seit 2008 leistet er treue Dienste, um unsere Gleise zu säubern und so den S-Bahnverkehr aufrecht zu erhalten.

Vielleicht habt ihr das Ruckeln und Klopfen beim Anfahren und Bremsen der Bahn auch schon einmal wahrgenommen. Besonders im Herbst kommt es auf den Gleisen zu einem Schmierfilm aus Wasser, Staub und abgenutzten Bremsbelägen, der entsteht, weil die Züge über das Laub rollen und dabei die Blätter zerquetschen. Durch das Bremsen auf diesem Schmierfilm kommt es zur Abnutzung der Räder. Dies sind sogenannte Flachstellen. Gefährlich ist das zwar nicht, aber die Pünktlichkeit der Züge leidet. Durch den Einsatz von Schrubbi können wir die Gleise von dem Schmierfilm befreien und die Einschränkungen minimieren.

Unsere Kolleg:innen sind von Schrubbi schwer begeistert: “Schrubbi ist Weltklasse” sagt Thorben Gräzuweit, ein Lokführer, den wir bei seiner Spätschicht mit Schrubbi begleitet haben. Nicht alle Lokführer:innen dürfen Schrubbi führen. Es bedarf einer besonderen Schulung und einer enorme Streckenkenntnis. Außerdem muss man die Berechtigung haben, mit der Baureihe 472/473 fahren zu dürfen, an die der Reinigungsmittelwagen gekoppelt wird.

Thorben fährt gerne mit Schrubbi. Es sei eine schöne Abwechslung zum gewöhnlichen Alltag, so der Triebfahrzeugführer. Zudem genießt er die Ruhe im Führerstand und auf der Strecke, denn Schrubbi fährt bevorzugt zu Randzeiten durch unser Netz und nimmt unterwegs keine Fahrgäste auf.

Und wie funktioniert das?

Ganz einfach: Zwei Pumpen drücken etwa 500 Bar Wasser auf die Gleise, um diese zu reinigen. Das entspricht etwa sieben Tonnen Gewicht. Was wäre da nicht sofort blitzeblank? Bevor Schrubbi sich auf den Weg macht, wird er pro Tag mit etwa zehn Tonnen Wasser betankt. Bedient wird das Ganze durch eine von der S-Bahn eigens entworfene Vorrichtung im Führerraum. Drei Knöpfe sind hier hauptverantwortlich, um Druck aufzubauen, Wasser in die Düse zu geben und die Düse zu aktivieren. Kurzum: Um Schrubbi zum Schrubben zu bringen.

Eingesetzt wird das Schienenreinigungsfahrzeug nach einem gut durchdachten Putzplan. Die geschulten Triebfahrzeugführer:innen sehen genau, wo und mit welcher Intensität Schrubbi seine Düsen anwerfen muss, und merken beim Fahren, an welcher Stelle sie eventuell noch nachbessern müssen.

Auf der Linie S1 zwischen Poppenbüttel und Ohlsdorf und zwischen Blankenese und Wedel hat Schrubbi am meisten zu tun. Hier stehen besonders viele Bäume, die ihre Blätter im Laufe des Herbsts loswerden. Aber auch zwischen Bergedorf und Aumühle gibt es für ihn jede Menge Arbeit. In Richtung Neugraben kommt er nur selten zum Einsatz – hier gibt es kaum Bäume an der Strecke und somit entsteht hier auch nur ein sehr geringer Schmierfilm.

Frühaufsteher und Nachteule zugleich

Schrubbi beginnt seinen Dienst Ende Oktober und schuftet bis in den Dezember hinein. Im November hat er Hochsaison, da ist Schrubbi beinahe täglich im Einsatz. Dabei fährt er eine Früh- und eine Spätschicht, jedoch meist außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Bei starker Verschmutzung der Gleise muss er auch an den Wochenenden ran. Das restliche Jahr über entspannt er sich und dient als Museumszug oder bereitet sich auf seinen Einsatz im kommenden Herbst vor.

Schrubbi zu Gesicht zu bekommen ist gar nicht so leicht. Um den regulären S-Bahn-Betrieb nicht einzuschränken, dreht er bereits um 3 Uhr in der Früh seine Runden. Im Laufe des Morgens bekommt man ihn auch einmal zwischen den regulären Linien zu Gesicht, aber da längere Wartezeiten im Dienst für ihn nicht ungewöhnlich sind, muss man da schon viel Glück haben. In den Abendstunden darf er dann noch einmal auf Strecke: Zwischen 18 Uhr und 2 Uhr befreit er die Gleise ebenfalls von Laub und Dreck.

Der wohlverdiente Ruhestand?

15 Jahre ist Schrubbi bereits für die S-Bahn Hamburg im Einsatz. Wann Schrubbi in den wohlverdienten Ruhestand geht, steht noch nicht fest. Was aber fest steht: Die Schienenreinigung ist für die S-Bahn Hamburg nicht mehr wegzudenken. So wird auch in Zukunft dafür gesorgt, dass der S-Bahn-Betrieb in den Herbstmonaten im wahrsten Sinne des Wortes reibungslos verläuft. 

 

*Anmerkung der Redaktion: In einer älteren Version hieß es, dass Schrubbi bald durch die Baureihe 474 gesteuert wird. Diese Annahme trifft nicht zu. Hierbei handelt es sich um ein Missgeschick der Redaktion.

Hinter den Kulissen der S-Bahn Hamburg

Habt Ihr Euch auch schon gefragt, was wir da eigentlich bei der S-Bahn so den ganzen Tag machen? Dann haben wir etwas für Euch: eine neue Serie. Wir wollen mit Euch einen Blick hinter die Kulissen werfen und Euch tiefere Einblicke in unseren Arbeitsalltag geben.