Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Was macht eigentlich…

Hinter den Kulissen der S-Bahn Hamburg

Habt Ihr Euch auch schon gefragt, was wir da eigentlich bei der S-Bahn so den ganzen Tag machen? Wie zum Beispiel Züge gereinigt oder repariert werden, was im Werk so alles passiert oder in der Betriebsleitzentrale? Dann haben wir etwas für Euch: eine neue Serie. Wir wollen mit Euch einen Blick hinter die Kulissen werfen und Euch tiefere Einblicke in unseren Arbeitsalltag geben. Los geht es mit einem tollen Team in unserem Werk in Stellingen! Wir stellen vor: unsere mobile Instandhaltung, die schnelle Einsatztruppe bei Störungen aller Art.

Norman Bäricke, Jesper Lemke, Fatih Calik und Dmytro Vasyuk – zu viert gehen sie durch Tag und Nacht und bilden damit eins der zwei Teams in der mobilen Instandhaltung (IH). Genau genommen ist es die Hälfte eines Teams, denn unsere mobile Instandhaltung besteht aus zwei Viererteams, die sich die Tag- und Nachtschicht aufteilen.  

„Die Tagschicht geht von 8 Uhr bis 15:30 Uhr, die Nachtschicht startet um 20 Uhr und geht bis 6 Uhr morgens“, erklärt Norman Bäricke. „Wir haben immer eine Woche Tag- und die darauffolgende Woche Nachtschicht.“ 

So stellen wir sicher, dass unsere Züge rund um die Uhr gewartet werden können. Den Bereich der mobilen Instandhaltung gibt es erst seit Januar 2019 und er soll weiterwachsen. Grundsätzlich sollen alle Tätigkeiten bei schadhaften Fahrzeugen mobil durchgeführt werden, sofern sie nicht eine Werksinfrastruktur wie zum Beispiel eine Hebebühne benötigen. So entlastet die mobile IH die Werkstätten und auch den Betrieb. Sie sind für die zeitnahe Beseitigung von Störungen an unseren Fahrzeugen mittlerweile unersetzlich. 

Unsere Teams bedienen das gesamte Hamburger Netz und fahren an manchen Tagen bis zu 250 Kilometer. Start- und Endpunkt ist immer das Werk in Stellingen, hier erhalten die Jungs von ihrem Koordinator die Infos, wo es während der Schicht etwas zu erledigen gibt. 

Jeder Tag ist anders 

Im Werk in Stellingen gibt es insgesamt vier Gleise mit jeweils zwei Stellplätzen. Die Kolleg:innen können von drei Ebenen aus an den Zügen arbeiten: unter, neben und oberhalb des Zuges – letzterer wird im Fachjargon Dacharbeitsstand genannt und vor allem für die Arbeiten an der neuen Baureihe 490 gebraucht. Diese hat oben ihre Klimaanlage. Bei allen anderen Zügen ist er ebenso wichtig, etwa wenn der Dachstromabnehmer repariert werden muss. 

Mit einem der zwei Kleintransporter fährt das Team jeweils zu zweit zu den Einsatzstellen. Im Sommer geht es dabei meist um Fehlermeldungen bei den Klimaanlagen und im Winter haben sie viel mit dem Führerstand zu tun. 

Der beste Freund der Instandhalter ist die Zange – und der Schraubendreher. Dass sie damit umgehen können, beweist ihr Einsatz beim Austausch des Zugfunks bei einem Zug der 490er Baureihe. Es ist ihr erster Ausbau – läuft doch! 

Bei einem Einsatz arbeiten sie Hand in Hand, jeder weiß, was er zu tun hat. Außerdem darf der Service-Laptop nicht fehlen.

„Mittlerweile geht schon sehr viel über den Laptop“, sagt Jesper. Er hilft ihnen, schnell vor Ort die Fehler zu erkennen. Die vier sehen sich nicht nur als Instandhalter – wenn Not am Mann ist, springen sie in der Werkstatt ein oder melden Sprayer. 

„Wir sind wie ein Sprintertrupp“, sagt Dmytro. „Wir sind Allrounder“, ergänzt Fatih.  

Verantwortung übernehmen und um die Ecke denken ist angesagt 

In der mobilen Instandhaltung hat man viel Verantwortung. Jeder von Ihnen ist beispielsweise auch berechtigt, in der Werkstatt und draußen vor Ort Züge freizugeben, das heißt zu entscheiden, ob diese fahren dürfen oder nicht. Sie haben engen Kontakt zu unseren Reinigungskräften und den Triebfahrzeugführern und auch zu anderen Bahnunternehmen wie DB Netz und DB Sicherheit. 

Oftmals stehen sie vor einigen Herausforderungen. Jesper sagt:  

„Man hat die Chance an außergewöhnlichen Situationen mitzuarbeiten.“ 

Die Jungs müssen versuchen, mit den gegebenen Mitteln draußen vor Ort das Beste aus der Situation zu machen. Um dies zu meistern, werden sie regelmäßig geschult. Da sie - noch - ein kleines Team sind, sollte jeder alles können und mit allen Anlagen und Komponenten wie Bremsrechner, Zugfunk, Antriebssystem und Klimaanlagen schon einmal gearbeitet haben.

Was macht eigentlich…
Was macht eigentlich…
Was macht eigentlich…

Eine besondere Herausforderung und gleichzeitig ein Highlight, da sind sich alle einig, war das Orkantief „Zeynab“ im Februar 2022. Ein Ast lag auf dem Stromabnehmer einer S-Bahn, dessen Batterie war nicht mehr geladen und der Zug musste nach Neugraben überführt werden. Von der Meldung bis nach Neugraben hat das Ganze sechs Stunden gedauert.

Im Frühling 2023 soll es eine neue Flotte für die mobile Instandhaltung geben. Dann stehen kleinere Autos, darunter auch ein E-Auto, mit mehr Sitzplätzen zur Verfügung. Laptop, Werkzeug und Taschenlampe passen auch in kleinere Autos und müssen nicht in einen Kleintransporter geladen werden. „So lässt es sich angenehmer durch den Hamburger Stadtverkehr fahren“, freut sich Fatih. Und einen Parkplatz findet man auch besser.  

Die Teams können ihre Meinungen und Erfahrungen einbringen und so daran mitwirken, wie ihre Arbeit zukünftig aussehen soll. Im Rahmen unseres Projekts „S-Bahn 2030“ soll der Bereich der mobilen Instandhaltung noch größer werden. Bis 2030 steigen die Fahrzeugkilometer voraussichtlich um ganze 60 Prozent. Mit größerer Fahrleistung steigt natürlich auch der IH-Bedarf der Fahrzeuge und damit die Bedeutung der mobilen Instandhaltung. Ein Job mit Zukunft! 

Was macht eigentlich…

Fotos: Marieke Weller