Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Schwer was los!

Wir stellen vor: die schwere Instandhaltung im S-Bahnwerk in Ohlsdorf

Was passiert eigentlich mit einem S-Bahnzug, wenn er kaputt ist? Klar, er wird repariert. Klingt einfach? Ist es nicht. Manche Reparaturen können direkt auf der Strecke gemacht werden, dafür gibt es die mobile Instandhaltung, die wir Euch schon vorgestellt haben (das findet Ihr hier). Außerdem gehören zum Bereich Instandhaltung (IH) unter anderem die Fertigung, das Flottenmanagement, die Materialwirtschaft, die betriebsnahe IH und noch einiges mehr. Und es gibt die schwere Instandhaltung – da sind die Schrauben etwas größer als anderswo.

Ein Zug ist doch wie der andere? Weit gefehlt. Die S-Bahn Hamburg hat eine Flotte von 194 Zügen, die verschiedenen Baureihen angehören. Dazu gehören auch die digitalen Züge, also die, die mit der automatisierten Steuerung ausgestattet sind. Schwere IH, das sind ganz allgemein zunächst einmal alle schweren Komponenten wie beispielsweise Radsätze, Drehgestelle, Kompressoren, Scharfenberg- und Kurzkupplungen und Transformatoren. Die Abteilung unter der Leitung von Meinhard unterteilt sich in weitere Unterabteilungen: das Team Komponenten, das Team Drehgestelle und zwei IH-Teams Revision.

Personalplanung ist alles!

Sasa ist von Haus aus gelernter Industriemechaniker und leitet, gemeinsam mit Markus, als Meister Fahrzeuginstandhaltung die beiden Teams der schweren IH im S-Bahnwerk in Ohlsdorf. Außerdem gehören die Teams der Revision und des Prüffelds sowie der hauseigene Tischler und die Lackierwerkstatt zu ihren Verantwortungsbereichen. Insgesamt sind das im Moment über 50 Kolleg:innen.

Die IH-Teams arbeiten in zwei Schichten von montags bis freitags, immer im wöchentlichen Wechsel in einer Früh- und einer Spätschicht. Sasa und Markus planen die Schichten, indem sie sich mit der Bereitstellungsleitung absprechen. Dort sitzt der IH-Koordinator, der im Voraus die Arbeit für die Werkstatt plant. Jede und jeder bekommt seine Taktkarte, auf der seine Aufgaben für den Tag stehen. Echtes Tagwerk also!

Der Arbeitsalltag als Teamleiter findet, anders bei den Teams, zum großen Teil hinter dem Schreibtisch statt. Mit Personaleinsatzplanung, Dokumentation, Materialbeschaffung und Nachberichten ist Sasa jeden Tag vollauf beschäftigt. Jeder Mangel, jeder Fehler muss dokumentiert werden. Transparenz und Vollständigkeit ist für die Zusammenarbeit der Teams und auch der Abteilungen untereinander immens wichtig.

„Manchmal vermisse ich das Schrauben schon“, sagt Sasa und lächelt ein bisschen wehmütig. Trotzdem mag er die Aufteilung seines Jobs. Auch Meinhard findet das. „Es ist ein schöner Job“, ergänzt er. „Man ist zum einen am Arbeitsplatz im Büro und zum anderen in der Werkstatt.“

Einmal am Tag machen Sasa und Markus einen Rundgang und prüfen die Sicherheit am Arbeitsplatz, die Sauberkeit in der Werkstatt, ob die Fahrzeuge, die die Komponenten transportieren, diese ordnungsgemäß gesichert haben oder ob andere Gefahrenquellen vorhanden sind.

Die Teams der eigentlichen schweren IH bestehen immer aus denselben Kolleg:innen und diese verstehen sich blind untereinander. Sie werden ihrer Qualifikation gemäß je nach Bedarf eingesetzt. Das Team der Frühschicht hat sein Pendant in der Spätschicht, der Schichttausch erfolgt mit einer 30-minütigen Überschneidung. In dieser Zeit informieren sie sich über den Stand der Dinge und machen eine Übergabe.

Meinhard erklärt die Vorgehensweise bei der Personalplanung: „Es gibt zum einen den Masterplan, der für das ganze Jahr und darüber hinaus gilt. Dort werden zum Beispiel die Hauptuntersuchungen und Sonderarbeiten geplant. Dann gibt es die Wochenplanung. Dort kommen die kurzfristigen Ereignisse hinein. Daraus ergibt sich ein Bedarf an Material und an Personal.“

Anhand dieser Pläne schauen die Disponenten, welches Personal mit welcher Qualifikation an welchem Tag zur Verfügung steht. Dann wird abgearbeitet. Zu tun gibt es immer jede Menge und eigentlich gibt es auch zu wenig Leute. Sasa sucht immer qualifiziertes Personal.

„Ausgebildete Mechatroniker, Elektriker, Elektroniker, Mechaniker und Schlosser – die nehmen wir sehr gerne“, sagt Sasa. Spezifische Qualifikationen können bei der S-Bahn in Schulungen und Seminaren erworben werden. Hier wird niemand ins kalte Wasser geworfen!

Zu Sasas Bereich gehören nicht nur die eigentliche schwere IH, sondern auch die Bereiche Revision und Prüffeld. Die Prüffeld-Teams sind die am besten ausgebildete Truppe, denn sie kennen sich in den Stromkreisen des Zuges ebenso gut aus wie in der Fahrzeugkommunikation. Bei einer Störung suchen sie so lange, bis der Fehler gefunden ist.

Die Prüffeld-Teams bereiten außerdem die Züge für ihren Einsatz nach der Revision vor, denn hier werden viele Teile getauscht und davor müssen die Systeme gründlich geprüft werden. Es kann durchaus passieren, dass auch neue Komponenten fehlerhaft sind. Dann heißt es so lange tauschen und testen, bis alles reibungslos funktioniert.

Der Arbeitsalltag ist alles andere als eintönig. Es kommt immer etwas Neues und es ist jedes Mal eine Herausforderung, den Fehler und die Lösung zu finden. Die Kolleg:innen müssen extrem sorgfältig und systematisch vorgehen. Dabei hilft ihnen ihre Qualifikation und ihre Berufserfahrung.

Tür ist gleich Tür?

Das große Ganze sehen und dabei die Details genau kennen, das ist das Wichtige am Job. Jede Baureihe ist anders und hat eine andere Technik verbaut. Insofern ist für Sasa und seine Mitarbeiter:innen eben Tür nicht gleich Tür, jede hat andere Wartungsintervalle und Anforderungen. So macht es Sinn, dass es auch spezielle Türlehrgänge gibt.

Überhaupt gibt es viele Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Bandbreite ist riesig und reicht von IT bis zur Mechanik und nicht jeder muss alles können. Ein neuer Zweig ist die Fortbildung zum Klimatechniker, ebenfalls Teil der schweren IH. Mit der Baureihe 490 bekamen die Züge Klimaanlagen, deren Wartung kompliziert ist und die mit den Klimamitteln Gefahrgut enthalten. Chemie und Physik gehören hier zum Lehrplan!

Was liegt aktuell an?

Aktuell arbeitet ein Team an der Bearbeitung eines Radsatzes. Bei etwa 1.500 Zugfahrten am Tag ist der Verschleiß immens. Ein Radsatz beispielsweise hält maximal acht Jahre, bevor er getauscht werden muss. Erst einmal wird er abgeschliffen, so dass er wieder einsatzfähig ist. Wenn der Radsatz etwa 250.000 Kilometer gefahren ist, wird er sowieso geprüft und bearbeitet.

Wenn es zu Flachstellen gekommen ist, kümmern sich die Kolleg:innen natürlich sofort darum. Flachstellen entstehen durch das Bremsen: Jeder Bremsvorgang führt zum Abrieb zwischen Rad und Schiene. Flachstellen machen irgendwann klopfende Geräusche und können von jedem gemeldet werden, dem es auffällt. Auch von Euch!

Die Historische wird aufgehübscht

Ein besonderes Schätzchen und eine große Aufgabe in der Abteilung ist zurzeit auch die Aufbereitung eines historischen Zuges der Baureihe 472. Das machen zwei feste Kollegen in Vollzeit und einige begeisterte aktive Kolleg:innen neben ihrer eigentlich Arbeit. Letztere werden dafür von ihren verständnisvollen Teamleitern freigestellt. Lange Lieferzeiten oder Engpässe verzögern den Prozess, aber alles in allem sieht das Schätzchen schon sehr gut aus!

Wie ist es mit dem Zwischenmenschlichen?

Die Teams arbeiten teilweise schon lange zusammen und können offen miteinander umgehen. Sasa hat bei der S-Bahn gelernt und arbeitet nun seit zehn Jahren in leitender Funktion. Wie geht man miteinander um? „Ich bin einen rauen Umgangston gewöhnt“, sagt er. Da musste er sich ein bisschen umstellen.

Ein offenes Wort pflegt er aber immer noch und er kann sich voll und ganz auf seine Vorhandwerker verlassen. Klare Strukturen und ständiger Austausch sind immens wichtig. Jeder Arbeitsauftrag erfolgt mit einer Zeitvorgabe, in der Zeit sollte ein Arbeitsprozess, eine Reparatur oder eine Aufarbeitung erledigt werden. Klappt das nicht, wird ein extra Auftrag erstellt.

Finde den Fehler - das Prüffeld

Das Team der Prüffeld-Analyse hat hingegen so viel Zeit, wie benötigt wird, einen Fehler im System zu finden. Aktuell arbeiten Nadine und Uwe am Ideenzug, an dem keine Spannung ankommt. Dazu schießen sie immer wieder 400 Volt durch den Zug. Nichts für zarte Gemüter.

„Am Anfang hatte ich eine scheiß-Angst davor“, sagt Nadine. Die hat die ausgebildete Elektroinstallateurin längst abgelegt und spult ihr Programm routiniert und sorgfältig ab. Schritt für Schritt werden die Stromkreise gecheckt, so lange, bis das Haar in der Suppe gefunden ist.

Das ist meist spätestens innerhalb einer Schicht erledigt. In der Regel steht ein Zug länger, in der Revision zum Beispiel bis zu drei Wochen. Aber kein Zug kommt auf die Gleise, der nicht zu Hundertprozent sicher ist und funktioniert! Dafür sorgen die Teams der schweren Instandhaltung Tag für Tag.

Bei der S-Bahn Hamburg gibt es viele spannende Jobs:

Schwer was los!

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