Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Sicherheit geht vor!

Der Eisenbahnbetriebsleiter überwacht den sicheren Ablauf in einem Eisenbahnverkehrsunternehmen

Die Eisenbahn ist nicht nur ein nachhaltiges und umweltfreundliches Verkehrsmittel, sie ist zudem eines der Sichersten. Aber wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass die Betriebssicherheit eingehalten wird? Das sind die Eisenbahnbetriebsleiter, kurz EBL. Sie sorgen dafür, dass die Sicherheit bei allen Abläufen in einem Eisenbahnunternehmen gewährleistet ist. Auch bei der S-Bahn Hamburg gibt es EBLs. Wir stellen Euch unser Team vor!

Andrea, Bernd, Wolfgang und Jörg – das ist unser Team im EBL-Büro. Allesamt sind sie Eisenbahner durch und durch und haben große Erfahrung im Eisenbahnbetrieb. Bernd ist hauptamtlicher EBL, für Wolfgang als sein ständiger Stellvertreter ist es eine Tätigkeit neben seinem eigentlichen Beruf als Fachreferent für Schienenfahrzeuge. Andrea und Jörgs offizielle Position heißt Referent:in Betriebssicherheit.

Bernd, Wolfgang und Jörg haben jeweils mehr als 40 Jahre Tätigkeit bei der Bahn vorzuweisen – eine lange Zeit! Bei der S-Bahn Hamburg haben alle mehrere Bereiche und Positionen durchlaufen. Andrea war Fahrdienstleiterin (verantwortlich für die Durchführung von Zugfahrten, Anm. d. Red.) und Tf, bevor sie ins EBL-Büro wechselte, und Jörg war viele Jahre als Tf und Teamleiter unterwegs. Bernd und Wolfgang hatten leitende Funktionen und waren zusätzlich schon lange Jahre als stellvertretende EBLs tätig.

Das EBL-Büro

Im Jahr 2010 hat sich die S-Bahn Hamburg GmbH entschlossen, die Aufgaben des Eisenbahnbetriebsleiters neu zu strukturieren und ein eigenes EBL-Büro einzurichten, das unter anderem sicherstellt, dass die Datenbank der gefährlichen Ereignisse gepflegt und der alljährliche Sicherheitsbericht ordnungsgemäß übermittelt wird. Das Büro bei der S-Bahn hat Jörg in seinen Anfängen mit aufgebaut und begleitet.

Wie wird man EBL?

„Da möchte ich jetzt einmal die Eisenbahnbetriebsleiterverordnung heranziehen“, grinst Bernd – ein eher sperriger Begriff. Neben einer hohen Zuverlässigkeit muss ein abgeschlossenes Studium im Bereich Elektro,- Fahrzeug-, Bautechnik und mindestens 3 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Eisenbahnen vorhanden sein.

Grundsätzlich soll jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen, das zusätzlich zu seinen Verkehren auch Infrastrukturleistungen erbringt und Instandhaltungsbetriebe unterhält, mindestens zwei EBLs, also einen hauptamtlichen EBL und einen ständigen Stellvertreter, bestellen.

Innerhalb der Deutschen Bahn gibt es verschiedene Trainingsangebote, die auf die Prüfung vorbereiten. Geprüft werden vier Fachbereiche: Betrieb, Fahrzeugtechnik, Infrastruktur und Recht/Betriebswirtschaft. In der Prüfungskommission unter dem Vorsitz der jeweiligen Landes- oder Bundeseisenbahnaufsicht prüfen Fachexperten die Kandidatin oder den Kandidaten auf Herz und Nieren.

Wie kamt Ihr denn nun zu Eurem Job als EBL?

Bernd schmunzelt:“ Ich wurde nachdrücklich ermuntert“. Man brauchte einen Nachfolger für den damaligen EBL, der vor der Pensionierung stand. Seine Prüfung legte Bernd 2007 ab. Ihre Vorbereitung haben sowohl Bernd als auch Wolfang als positiv in Erinnerung. Durch ihre Berufserfahrung brachten sie schon eine sehr gute Vorkenntnis mit und durch die Seminare wurde ihr Verständnis für den Eisenbahnbetrieb in die richtigen Bahnen gelenkt.

„Man bekam einen guten Überblick, warum es notwendig ist, so auf die Sicherheit zu pochen“, sagt Wolfgang. Nach der Prüfung war er stolz, denn er empfand die Vorbereitungen als zeitintensiv und die Prüfung als durchaus herausfordernd.

Was macht ein EBL?

Die EBL überwachen alle Bereiche, die mit sicherheitsrelevanten Themen zu tun haben. Hier führen sie Kontrollen durch, dokumentieren diese und weisen auf Unstimmigkeiten hin. „Dazu gehören etwa die Betriebspersonale“, erläutert Bernd. „Wir schauen, ob sie ihre Arbeit ordnungsgemäß erledigen.“

Sie schauen in die Dienstpläne, ob zum Beispiel durch bestimmte Schichtpläne ein Sicherheitsrisiko besteht, und untersuchen, wie sich etwa neue IT, die Medien oder andere Aspekte auf die Arbeit der Mitarbeiter:innen auswirken. Außerdem bearbeiten sie die gefährlichen Ereignisse wie etwa eine Signalverfehlung.

Diese Meldung kommt zunächst einmal im EBL-Büro bei Andrea und Jörg an. Die beiden können aufgrund ihrer betrieblichen Erfahrung schon sehr gut einschätzen, wie etwas passiert sein könnte. Jörg hat die Richtlinie, die dann greift, meist schon im Kopf.

Bei aktuellen Ereignissen greifen Bernd und Wolfgang dann auch gerne auf die Berufserfahrung von Andrea und Jörg zurück. „Es gibt einmal die schönen Vorschriften, aber mindestens ebenso wichtig ist das wahre Leben“, sagt Wolfgang. „Das wissen die beiden besser, denn sie kennen die Vorgänge aus ihrer aktiven Zeit.“ Andrea hat den Überblick über die Aufgaben, die erledigt werden müssen. „Sie treibt mich gerne an“, schmunzelt Bernd.

Die Aufgaben des EBL im Verkehrsunternehmens legt die Geschäftsführung fest. „Wichtigster Punkt: die Eisenbahnbetriebssicherheit in unserem Unternehmen zu gewährleisten “, führt Bernd aus. Bernds und Wolfgangs vorrangige Aufgabe in ihrer ersten Zeit: die Wieder-Erlangung der Sicherheitsbescheinigung (i.e. der Nachweis dafür, dass wir als Eisenbahnunternehmen unseren Betrieb auch weiterhin durchführen dürfen, Anm. d. Red.) beim Eisenbahnbundesamt (EBA). Ohne diese Bescheinigung gibt es keinen Eisenbahnbetrieb.

Das A und O: die Dokumentation

Bei der Betrachtung aller eisenbahnsicherheitsrelevanten Themen ist es unerlässlich, eine lückenlose und prozesskonforme Dokumentation zu erstellen. Neben der Risikobetrachtung, der Analyse von Ereignissen, Erkenntnissen der Eisenbahnbranche und dem Stand der Technik fließen auch die persönlichen Erfahrungswerte mit ein. „Bei der alljährlichen Systemprüfung durch das EBA fallen wir sonst durch“, sagt Bernd.

Sie würden sich wünschen, dass sie vorab frühzeitiger über Änderungen im eisenbahnsicherheitsrelevanten Bereich informiert würden. „Einfach mal mit uns drüber sprechen, was geplant ist“, sagt Wolfgang. „Es gibt uns, bindet uns mit ein. Und eigentlich sind wir auch ganz nett“, schmunzelt er.

Arbeitsalltag

„Als EBL muss man ein breites Aufgabengebiet abdecken“, sind Bernd und Wolfgang sich einig. Ihre Arbeit betrifft neben dem sicherheitsrelevanten Personal und den Betrieb auch die Fahrzeugtechnik und deren rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte. Ihre Bewertungen haben Auswirkungen auf personelle und finanzielle Entscheidungen im Unternehmen. Eine große Verantwortung.

Ansonsten ist der Alltag geprägt von den auftretenden Unregelmäßigkeiten im laufenden Betrieb. „Das macht unseren Alltag sehr spannend“, findet Bernd. Dies sind gefährliche Ereignisse, die die Sicherheit des Betriebes gefährden und denen die EBL nachgehen müssen. Wenn zum Beispiel eine Fahrzeugstörung auftritt, prüfen sie, ob diese sicherheitsrelevant sein kann. Dann muss sie nach den Richtlinien bearbeitet werden. Bei Fahrzeugen kommt in höherem Maße Wolfgang ins Spiel.

Jedes gefährliche Ereignis wird erst einmal komplett aufgearbeitet und der darin involvierte Mitarbeitende so lange freigestellt, bis alle Daten vorliegen. Nach einem Gespräch entscheidet der EBL, ob und wie ein Beteiligter wieder eingesetzt werden kann. Beiden ist sehr wichtig zu erkennen, wo die Gründe für mögliche Fehler liegen. „Wir lernen aus unseren Fehlern“, betont Bernd. „Der Mitarbeitende muss erkennen, wie wichtig sein Dienst für die Sicherheit im Betrieb ist.“

Bei der Aufklärung sicherheitsrelevanter Vorfälle ist Ehrlichkeit seitens aller Beteiligten gefragt. „Man kann jeden anlügen hier, aber niemals den EBL“, grinst Bernd. Ihnen macht niemand so leicht etwas vor. Aufgrund ihrer langjährigen betrieblichen Erfahrung wissen sie meist ganz genau, wie sich die Ereignisse abgespielt haben müssen. Drumherum reden hilft da nicht viel.

Menschlich betrachtet

Wolfgang und Bernd erklären immer jedem erst einmal, was genau ein EBL macht und warum es wichtig ist, auf solche Themen den Fokus zu legen. Und sie stellen klar, dass jeder vertrauensvoll mit ihnen sprechen kann und jeder fair behandelt wird. „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen“, betonen beide.

„Wir brauchen schon ein hohes Maß an sozialer Kompetenz“, findet Bernd, „und bringen immer viel Verständnis und Empathie für unsere Gesprächspartner auf.“ Besonders bei den Gesprächen bemühen sie sich, eine verständnisvolle Atmosphäre zu schaffen, damit die Gesprächspartner:innen sich öffnen.

Erfolge zeigen sich für die EBL’s im Nachgang, wenn sich die Vorkommnisse reduzieren.  „Entscheidend ist zu vermitteln, dass die Sicherheitsthemen wichtig sind und jeder durch seine tägliche Arbeit zur Eisenbahnbetriebssicherheit beiträgt.“

Können unsere Fahrgäste auch etwas zur Eisenbahnsicherheit beitragen?

„Auf jeden Fall“, sagt Bernd. „Grundsätzlich ist ein respektvolles Miteinander immer hilfereich und ein bisschen Verständnis für den Eisenbahnbetrieb ebenfalls.“ Türen aufhalten oder in den Zug hinein springen ist gefährlich und führt zu Störungen. „99 Prozent unserer Fahrgäste verhalten sich aber vorbildlich“, betont Bernd.

Bernd und Wolfgang mögen ihren Job als EBL. Trotz aller Regelwerke, Datenbankenpflege und strengen Prüfungen durch das EBA ist er interessant und abwechslungsreich und vor allem mögen sie den Kontakt mit den Menschen. Die Zusammenarbeit im EBL-Team ist vertrauensvoll. „Wir können uns zu hundert Prozent aufeinander verlassen“, sagt Wolfgang.

Die Nachfolgeplanung läuft bereits, denn beiden ist wichtig, dass künftige EBL langsam an den Job herangeführt werden und Erfahrung aufbauen können. Bernd und Wolfgang begleiten die künftigen EBL bei ihren Seminaren und im Job. Außerdem wird das Team dann aus drei EBL bestehen, je einer aus den Bereichen Infrastruktur, Betrieb und Fahrzeugtechnik. Sie sind sehr froh, dass sich die Geschäftsführung entschieden hat, die Nachfolger jetzt schon aufzubauen. „Dann können wir auch beruhigt in den Ruhestand gehen“, grinst Bernd, „auch wenn es noch einen Augenblick hin ist.“

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