Auf Streife, Teil 2
Es geht weiter: Was den Job der Sicherheitsleute und Kontrolleure ausmacht
29. Oktober 2024 – Marion Meier
Sie sind im gesamten Hamburger S-Bahn-Netz unterwegs: die Menschen des Sicherheits- und Prüfdienstes. Jan und Merle koordinieren die Einsätze der Streifen und sehen sich und ihre Einsatzkräfte als Helfer in allen Lebenslagen. Lest Teil 2 unserer Reportage über Sicherheitsleute und Kontrolleure!
Wir können beides!
Streifen können sowohl vom Sicherheitsdienst als auch vom Prüfdienst sein, denn bei der S-Bahn Hamburg dürfen die Sicherheitsleute prüfen und die Prüfer:innen bei sicherheitsrelevanten Themen eingreifen.
Verantwortlich für rund 30 Mitarbeiter:innen im Prüfdienst ist Merle. „Ich plane die Einsätze der Kontrolleurinnen und Kontrolleure. Wir sind jeden Tag unterwegs, also 7 Tage die Woche im Einsatz.“
Flexible Einsatzplanung
Merle ist Meisterin für Schutz und Sicherheit und seit 2022 Leiterin Einsatzbereich im Prüfdienst. Sie spricht sich mit Jans Team ab, welche Strecken im Netz besetzt sein sollen. In der Regel sind drei Streifen mit je zwei Personen auf kurzen Streckenabschnitten unterwegs. So sind sie flexibler, als wenn sie eine lange Strecke auf nur einem Zug fahren.
Fahrkarte vergessen? Kein Problem!
Grundsätzlich müssen Kontrolleure jeden ohne Fahrkarte aufnehmen. Alles wird dokumentiert und an Jans Team weitergegeben. „Und wir stellen dann Strafanzeige wegen Erschleichung von Leistung“, sagt Jan. Wer seine Fahrkarte vergessen hat, kann seine Karte per QR-Code online nachreichen. „Das kostet dann lediglich 7 Euro Bearbeitungsgebühr, dann ist die Sache erledigt“, meint Merle.
Respektvoller Umgang
Rechtlich gesehen ist schwarzfahren in Deutschland eine Straftat. Das „Erschleichen von Leistungen“ kostet ein Bußgeld und kann sogar zu einer Gefängnisstrafe führen. Manchmal kommt es für die Prüfer:innen auch zu brenzligen Situationen. Merle selbst ist auch noch unterwegs und weiß, dass es hauptsächlich auf die Kommunikation ankommt. „Wichtig ist, dass man ruhig bleibt und den Leuten vernünftig erklärt, warum und was wir jetzt prüfen“, erläutert Merle.
Sicherheit – das A und O
„Sicherheit steht immer an oberster Stelle“, betont Merle, „wenn jemand handgreiflich wird, versuchen wir zu deeskalieren und Verstärkung herbeizurufen.“ Beschimpft werden die Kontrolleur:innen leider recht häufig. „Das muss man dann nicht persönlich nehmen“, meint Merle. Die Mehrzahl der Fahrgäste sei aber verständnisvoll, sagt sie.
Während die Prüfer:innen ihre Strecken kontinuierlich bearbeiten, handeln die Sicherheitskräfte anlassbezogen. Wenn die Streifen zu Einsätzen gerufen werden, bei denen sich jemand danebenbenimmt, fragen sie auch manchmal nach der Fahrkarte.
Hochqualifizierte Fachkräfte
Früher brauchte man keine bestimmte Qualifikation, wenn man im Sicherheitsdienst arbeiten wollte, heute ist eine 3-jährige Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit notwendig. Als Quereinsteiger kann man nach einer 3-monatigen HNW-Ausbildung (eine Ausbildung des Hamburger Nahverkehrs-Wachenverbund) im Hamburger ÖPNV Prüfer:in werden.
Aus unserem Kundendialog wissen wir, dass Ihr, unsere Fahrgäste, gerne mehr Kontrollen hättet. „Wir würden gern direkt 40 bis 50 fertig ausgebildete Leute einstellen“, sagt Jan, „leider sind auch wir vom Fachkräftemangel betroffen.“
Anspruchsvolle Ausbildung, vielseitiger Job
Macht man die Ausbildung, lernt man neben dem Streckennetz und Tarifzonen auch Selbstverteidigung, den Umgang mit den Einsatzmitteln und Fahrkartenkontrolle, außerdem Kommunikation und Psychologie. Inzwischen kann man seinen Meister machen, so wie Merle, oder das Studienfach Sicherheitsmanagement sogar studieren.
Da Fachkräfte eher schwer zu finden sind, bilden wir auch selbst aus. „Jedes Jahr machen zwischen 20 und 30 Azubis eine Ausbildung im Sicherheits-Bereich bei uns“, sagt Jan. „Vier Monate davon sind sie im Prüfdienst“, erläutert Merle weiter. Die Azubis können sich dann entscheiden, in welchem Bereich sie tätig werden, und sich dort weiterentwickeln.
„Wer in diesem Bereich tätig ist, sollte sehr kommunikationsfreudig und geduldig sein und Menschen mögen“, sagen beide übereinstimmend. In schwierigen Situationen ruhig bleiben, schnell Entscheidungen treffen und deeskalieren können gehört ebenfalls zum Profil.
Was raten sie Fahrgästen in brenzligen Situationen?
Wenn Ihr Euch unwohl fühlt oder selbst Hilfe braucht: In allen Zügen gibt es eine Sprechstelle direkt neben der Tür, über die man mit dem Lokführer Kontakt aufnehmen kann. Dieser kann die Polizei, einen Notarzt oder eine Sicherheitsstreife anfordern.
„Wir sind meist am schnellsten vor Ort“, erläutert Jan, „und können sowohl medizinische Hilfe leisten als auch Situationen entschärfen.“ Was Ihr noch für Möglichkeiten habt um Hilfe zu holen, lest Ihr hier.
Höheres Gefühl der Sicherheit
Auswertungen und Kundenbefragungen haben gezeigt, dass es weniger Vorfälle gibt und dass das Sicherheitsgefühl höher ist, sobald Sicherheitskräfte vor Ort sind. Gut beobachten lässt sich das am Hauptbahnhof, wo wir eng mit der Hochbahnwache und der Polizei zusammenarbeiten.
„Mit der Kooperation 'Allianz sicherer Bahnhof' sind wir Vorreiter in Deutschland, das läuft sehr gut“, freut sich Jan, „alle Partner sind an einem Tisch. Wenn jemand bei der Hochbahn auffällig geworden ist, wissen wir das bei der S-Bahn Hamburg auch.“
Ein guter Tag für Merle und Jan ist, wenn alles ohne Zwischenfälle abläuft und an dem folglich alle Reisenden gut und sicher an ihr Ziel kommen. Dafür sind die Frauen und Männer des Sicherheits- und Prüfdienstes jeden Tag für Euch im Hamburger Netz unterwegs. Wenn Ihr Hilfe braucht, sprecht sie einfach an!
Übrigens: Teil 1 unserer Reportage findet Ihr hier. Klickt unbedingt rein!