Kunst schmückt S-Bahn-Station – Jugendliche sorgen für Farbe in Neuwiedenthal

An der Haltestelle Neuwiedenthal kommen täglich tausende Menschen vorbei, eine davon ist Vanessa Steenwarber. Die Quartiersentwicklerin arbeitet im Stadtteilbüro Neuwiedenthal. Schon länger beobachtet sie die vier weißen Vertiefungen auf den Betontrennwänden am Bahnsteig, die immer wieder beschmiert und von Bahnmitarbeitern gereinigt werden mussten. „Diese Flächen eignen sich doch wunderbar für Kunst, die bleibt“, dachte sich Steenwarber.

Die Idee stellte sie DB Station&Service, dem Jugendhaus in Neuwiedenthal und der Künstlerin Jana Fux vor: Alle waren begeistert. Die Deutsche Bahn übernahm die Kosten für die Acrylplatten, Farben und die Montage. Für das Honorar der Künstlerin kam der Stadtbeirat auf.

Das Ergebnis des Kunstprojekts in Neuwiedenthal kann sich mehr als sehen lassen! Seit der ersten Juni-Woche schmücken vier ganz unterschiedliche und individuelle Kunstwerke den vorderen Bereich des Bahnsteigs. Die Künstlerin Jana Fux hat den 10 Kreativen im Alter von 12 bis 26 Jahren bei der Gestaltung vollkommen freie Hand gelassen. Sie bestimmte lediglich das Material und die Technik, mit der die Acrylplatten bemalt wurden.

Die Technik ist speziell: Fux hat sich dabei für eine Mischung aus Hinterglasmalerei und Graffiti entschieden. „Die alte Malmethode mit moderner Graffiti-Technik zu vereinen, fand ich sehr passend für die Platten.“ Diese Maltechnik ist gar nicht so einfach: Denn hier musste rückwärts gearbeitet werden. Es galt zunächst, einen Sketch in der Größe der Platten anzufertigen, der auf die Rückseite der Scheibe geklebt wurde. Dann wurden die Outlines gezogen, ehe die Motive ausgemalt werden konnten. Hierbei stand sorgfältiges Arbeiten an erster Stelle, da die Farbe in mehreren Schichten aufgetragen werden musste. Zum Schluss widmeten sich die Kinder und jungen Erwachsenen der Gestaltung des Hintergrundes.

Am Ende sind unter dem Thema „Unser Neuwiedenthal“ ganz unterschiedliche Bilder entstanden, die das Leben in dem Ortsteil alle auf ihre ganz individuelle Art und Weise widerspiegeln. Abgebildet wurden besondere Orte, Wunschgedanken und die emotionale Verbundenheit zu Neuwiedenthal, das zu den südwestlich gelegenen Hamburger Stadtteilen Hausbruch und Neugraben-Fischbek gehört. „Wir haben hier einen sehr bunten Stadtteil, in dem viele Kulturen harmonisch miteinander leben“, erklärt Vanessa Steenwarber. Und dies wird auch in den Bildern deutlich. So verewigten die Kinder und Jugendliche Motive wie eine schützende Hand über Neuwiedenthal, Hot Dogs und Einhörner. Dabei waren Sie in der Gestaltung völlig frei, nur bei der angewandten Maltechnik hat Jana Fux unterstützt. 

Auch die engagierte Künstlerin hat zur Spraydose gegriffen und ein Werk zu dem Thema beigetragen: Zu sehen ist ein stolzer, sehr bunter Pfau. Ein Sinnbild für den Stadtteil? „Ich sage nichts zu dem Bild: Das kann jeder für sich selbst interpretieren!“ Die Auseinandersetzung mit den Kunstwerken ist eine schöne Art, die Wartezeit bis zur nächsten S-Bahn zu überbrücken.

Auch DB Station&Service freut sich über das Ergebnis der Zusammenarbeit. Der Leiter des Bahnhofsmanagements Hamburg, Michael Dominidiato, begrüßt Aktionen wie diese. „Wir freuen uns sehr, dass wir ein wenig Farbe in diese Station bekommen haben. Wenn zudem Lokalkolorit vorhanden ist, dann ist das natürlich noch schöner.“ Damit verweist Dominidiato auch auf die „47“, die in fast allen Kunstwerken zu finden ist. Die beiden Zahlen sind die Endziffern der Postleitzahl für Neuwiedenthal und haben somit eine wichtige Bedeutung für die jungen Künstler vom Jugendhaus. An der S-Bahn-Station Neuwiedenthal ist dank dieses Projekts ein buntes Fenster im Stadtteil entstanden, das ab sofort im Vorbeifahren oder -gehen bewundert werden kann.