Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Die Teamleiter der S-Bahn Hamburg – der Fels in der Brandung

In den Arbeitsalltag unserer Triebfahrzeugführer:innen, kurz Tfs, konntet Ihr ja schon einen Blick werfen (den Artikel findet Ihr hier). Aber wer sorgt eigentlich dafür, dass die Tfs den Rücken frei haben und ihren Job gut machen können? Wer kümmert sich um die vielen Belange rund ums Zugfahren? Das sind die Teamleiter. Wir stellen Euch heute drei von ihnen vor: Hier sind Katrin, Tobias und Zakaria!

Auf die zehn Teamleiter der S-Bahn Hamburg verteilen sich rund 530 Triebfahrzeugführer:innen. Für die Teamleiter-Truppe geben Tobias und Zakaria zusammen mit ihrer Chefin Katrin Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Katrins offizielle Bezeichnung ist Leiterin Fahrpersonal und sie ist damit verantwortlich für die Teamleiter:innen und für die Tfs. Alle legen aber größten Wert drauf, dass sie ein Team sind und die Zusammenarbeit und Kommunikation untereinander auf Augenhöhe passiert.

Die Teamspanne der einzelnen Teamleiter bewegt sich zwischen 45 und 70, die gesamte Anzahl an Tfs verteilt sich auf 10 Teams. Und es sollen noch mehr Teams aufgebaut werden. „Mit dem neuen Liniennetz und dem Hamburg Takt brauchen wir sehr viel mehr Personal“, sagt Katrin. Und damit auch mehr Menschen, die sie betreuen. Die Teamleiter sind die Ansprechpartner für die Tfs in allen Belangen und sie wiederum ist die Ansprechpartnerin für die Teamleiter und für die strategische Ausrichtung zuständig. Dazu gehören auch die Nachwuchsgewinnung und die Weiterentwicklung des Fahrpersonals.

Grundvoraussetzung dafür, dass jemand Teamleiter werden kann, ist, dass sie oder er Tf ist und alle Baureihen und alle Strecken der S-Bahn Hamburg kennt. „Auch externe Tf können sich bewerben, die brauchen dann eine Zusatzqualifikation, um die Streckenkenntnis zu erwerben“, sagt Katrin. Das fällt einem hausinternen Tf natürlich leichter.

Und wie war das bei Euch?

Tobias ist echter Quereinsteiger. Als gelernter IT-Systemelektroniker bewarb er sich 2015 bei der S-Bahn Hamburg und wurde im hauseigenen Ausbildungszentrum zum Tf ausgebildet. Nach 8-monatiger Ausbildung und bestandener Prüfung war er drei Jahre auf Strecke, bevor er sich als Teamleiter bewarb. Seit 2019 macht er den Job und gehört damit zu den dienstältesten Teamleitern, dabei ist er gerade einmal 30.

„Bei uns gibt es keinen typischen Arbeitsalltag“, sagt Tobias. „Es gibt tagtäglich neue Aufgaben“. Anfragen kommen über die Leitstelle (Artikel zur BSZ findet Ihr hier) oder von ihrem Team direkt. Da kann es ebenso um defekte Wasserspender gehen wie um Urlaubsanträge. Außerdem fahren die Teamleiter mindestens zweimal im Jahr bei jedem einzelnen ihrer Tfs vorne im Führerstand mit. Diese Kontrolle am Arbeitsplatz ist Pflicht.

Die ständige Erreichbarkeit ist das A und O in ihrem Job. Ansprechbar sein, für alle Belange, Themen, Sorgen und Nöte zuständig sein, das macht einen Großteil des Jobs aus. Die Tfs arbeiten in Schichten und rufen auch frühmorgens an. Das Handy ist das wichtigste Arbeitsgerät.

Das kann Zakaria vollumfänglich bestätigen. Er ist gelernter Schifffahrtskaufmann und war einige Zeit selbständig, bevor er sich nach einer Jobveränderung sehnte. „Das war hauptsächlich dem ungesunden Stress geschuldet“, sagt er. Stress hat er jetzt auch, aber den empfindet er nicht als schädlich. „Im Gegenteil“, findet er, „ich habe das Diensthandy auch im Urlaub mit.“

Schnelle Zusage

Zakaria kam ebenso wie Tobias über Bekannte zur DB. „Ich bin ein klassischer Junge“, lacht er, „ich liebe Schiffe, Bagger, Kräne und Züge“. Trotzdem hatte er die Bahn als Arbeitgeber gar nicht so sehr auf dem Zettel, weil er dachte, da käme man schwer ran. Tobias stimmt zu: „Das war bei mir auch so.“ Dabei ist es einfacher als man denkt. Innerhalb von sechs Wochen hatten beide ihre Zusage.

Anders als bei Tobias war Zakaria nur sechs Monate im Führerstand, bevor er Teamleiter wurde. Auf die typische Frage des Teamleiters im Bewerbungsgespräch, wo er sich in zehn Jahre sähe, antwortete er selbstbewusst: „Auf Ihrem Posten.“ Er wurde direkt als Teamleiter eingestellt.

Teamleiter sind sogenannte 100-Stunden-Kräfte. Das bedeutet, sie müssen im Jahr mindestens 100 Stunden gefahren sein, um Tf zu bleiben und nicht ihre Qualifikation zu verlieren. Damit hört die Gleichheit zwischen Tf und Teamleiter aber auch schon auf. Anders als die ständig fahrenden Kolleg:innen bekommen sie keine Schichtpläne, sie entscheiden selbst, wann und wo sie fahren.

Dafür bin ich nicht zuständig? Doch!

„Kernbotschaft ist: Wir sind zuständig für die Menschen, die unsere Züge bewegen. Und zwar in allen Belangen“, sagt Katrin, „wir sind die Schnittstelle zwischen allen möglichen Bereichen“. Da sind sich alle einig. Die Tfs haben kaum ein Netzwerk und auch wenig Kontakt nach außen, wenn sie fahren. Da ist der Teamleiter der erste und wichtigste Ansprechpartner für alle möglichen Themen.

Warum ist das manchmal schwierig?

„Vor allem, weil die Tfs ja immer unterwegs sind“, sagt Katrin. „Und man muss sehr individuell auf die Leute zugehen“. Nachdem Tobias und Zakaria ihren Job als Teamleiter angetreten hatten, sind sie zu jedem einzelnen ihrer Leute hin und haben sich vorgestellt und Gespräche geführt. „Man merkt, ob man einen guten Job macht“, grinst Tobias, „Feedback kommt sofort“. Nach und nach wuchs das Vertrauen. „Beim Umgang mit Menschen muss man immer viel Fingerspitzengefühl haben“, finden beide.

Sie haben Berührungspunkte mit allen Bereichen und Ebenen und sind auf gute Kommunikation und Zusammenarbeit angewiesen, damit ihr Team einen guten Job machen kann. „Wir sind ein Krake mit 11 Armen“, lacht Katrin, „wir mischen überall mit“. Durch ihre Erfahrung und ihre Routine sorgen die Teamleiter für einen reibungslosen Betrieb. „Wir halten unseren Leuten immer den Rücken frei“, sagt sie. „Wir sind ein Schutzschild für unser Team“. Ein schönes Bild.

Die Aufgaben und auch das Bild eines Teamleiters haben sich grundlegend geändert, seit die beiden angefangen haben. Besonders Tobias hat den Wandel hautnah miterlebt. „Ich bin erst mal los und hab mich mit Krawatten eingedeckt“, sagt er. Damals war noch Hemd und Krawatte Pflicht, es war sozusagen die Unternehmensbekleidung. Natürlich sollen alle noch immer gepflegt aussehen, aber die Krawatte fällt weg und es dürfen auch mal Sneakers sein. „Noch lockerer wurde es, seit Katrin unsere Chefin ist“, grinst Tobias.

Katrin kam erst 2022 zur S-Bahn. Als klassisches Bahnerkind hat sie Züge förmlich im Blut, machte aber eine Tischlerlehre und studierte Sprachen. Sie war in Führungspositionen im Einzelhandel und dachte erst mit der Pensionierung ihrer Mutter daran, die Familientradition aufrecht zu erhalten. Sie ist die einzige weibliche Führungskraft im Bereich der Fahrpersonale und dort die einzige Person, die nicht Zug fahren kann.

„Muss ich auch nicht“, sagt sie. „Ich habe zehn hochqualifizierte Teamleiter, die alle Tf sind.“ Sie findet, dass gerade, weil sie nicht den klassischen Werdegang hat, sie einen anderen Blick auf die Dinge mitbringt und offener ist, Neues auszuprobieren. Mit der Zeit sind alle zu einem Team zusammengewachsen, das sich gut versteht, viel miteinander kommuniziert und vertrauensvoll zusammenarbeitet.

Jeder Teamleiter hat außerdem seinen eigenen Schwerpunkt. Zakaria etwa kümmert sich um die frisch ausgelernten Tfs, bei denen der Betreuungsaufwand höher ist als bei einem Stammteam. Tobias wiederum ist Ansprechpartner zu Themen der digitalen S-Bahn, da er als einer der ersten eine ETCS-Ausbildung, das europäisches Leit- und Sicherungssystem, erhalten hat. Die Züge fahren in seinem Bereich, Bergedorf-Aumühle, daher war es für ihn selbstverständlich, sich dahingehend weiterzubilden.

Das Schöne, finden alle, ist, dass sie ihren Tag selbst einteilen können. Im Büro am Rechner sitzen und unterwegs sein hält sich die Waage. Zugfahren machen beide immer noch sehr gern, das kommt meist zu kurz. Zakaria ist öfter im Führerstand, weil er mit den Neulingen mitfährt. Tobias würde lieber mehr fahren, oft lassen es aber die Aufgaben und Termine nicht zu.

Alle Tfs sind in sogenannten DABs, Dienstantrittsstellen, aufgeteilt. Alle Neulinge kommen erst einmal zu Zakaria vom Team Hauptbahnhof Neu. Alle zwei Monate spült das Ausbildungszentrum neue Tfs zu ihm ins Team. Wenn er der Meinung ist, dass sie fit genug sind, können sie sich auf andere DABs bewerben, sofern es dort freie Stellen gibt. Die anderen Teamleiter haben ein Bestandsteam, da herrscht meist weniger Wechselwunsch.

Seit diesen Sommer ist eine abgeschlossene Berufsausbildung keine Pflicht mehr für eine Qualifizierung zum Tf bei der S-Bahn Hamburg. Allerdings braucht es den Nachweis einer Berufserfahrung, das heißt, jemand sollte einige Jahre in einem bestimmten Beruf gearbeitet haben.

Ein Teamleiter sollte sowieso eher bestimmte soziale Eigenschaften haben. „Man muss auf jeden Fall mit Menschen können“, meint Tobias. Empathie, sich Sorgen und Nöte anhören und Verständnis haben, das sei wichtig. Die Teamleiter sind die Problemlöser für ihr Team. Gut mit Stress umgehen können und konfliktfähig sein schadet ebenfalls nicht. Lebens- und Berufserfahrung sind den Ausbildern wichtiger als das bloße Papier.

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