Das Magazin der S-Bahn Hamburg

Betrieb und Service? Ist BSZ-Sache!

Hier kommt alles zusammen

Eine Störung im S-Bahn-Verkehr kommt oft unerwartet. Wie stellen wir dann sicher, dass Ihr trotzdem von A nach B kommt? Wer plant das eigentlich und worauf muss da geachtet werden? Wir haben Dana und Björn aus der BSZ (Betriebs- und Servicezentrale) über die Schulter geschaut.

Die sogenannte BSZ, die Betriebs- und Servicezentrale, besteht aus drei Teilbereichen: Neben der ZAS, über die wir hier schon berichteten, gibt es die Transportleitung und die Zugdisposition. Die Transportleitung kümmert sich um die Fahrzeuge und das Personal im Betrieb auf den Schienen. Die Zugdisposition ist für die Infrastruktur zuständig. Dazu gehören neben den Gleisen auch das Wissen um die Signale und Stellwerke.

Die Disposition auf der Infrastruktur

Dana disponiert die Züge im S-Bahn-Netz. Sie gehört somit zum Bereich Infrastruktur oder einfacher gesagt: Sie ist für die Gleise zuständig. Bei Unregelmäßigkeiten kommuniziert sie mit der Transportleitung, um gemeinsam Lösungen zu finden, damit die Züge weiterfahren können. Auch der Kontakt zu den Fahrdienstleitern im Stellwerk wird immer aufrechterhalten.

Dana ist bereits seit 1987 bei der Bahn. Bevor sie zur Zugdisponentin wurde, hat sie viele Bereiche bei der Bahn kennengelernt. Ob im Stellwerk als Fahrdienstleiterin oder in der zentralen Zugaufsicht (ZZA). Seit 2010 ist Dana in der Zugleitung als Zugdisponentin tätig.

Spannend ist: Dana muss manchmal auch mit der Fernbahn in Hannover Absprachen halten, denn ab Neugraben gehören die Gleise nicht mehr zur S-Bahn. Somit nutzen diese Gleise auch andere Verkehrsbetriebe. Dann muss sie mit Kolleg:innen in Hannover abstimmen, wer wann zuerst fahren darf.

Die Transportleitung 

„Fachlich gesprochen stellt die Transportleitung im ad hoc Betrieb das Verkehrsunternehmen S-Bahn dar“, erzählt Björn. „Wir kümmern uns also um alles, was mit der S-Bahn zu tun hat. Ob Fahrzeuge, Personalplanung oder Schäden am Fahrzeug oder im Werk. Quasi wie die Feuerwehr“, ergänzt Björn weiter.

Björn hat 1989 als Triebfahrzeugführer bei der S-Bahn angefangen. Über Umwege ist er parallel in die Transportleitung gerutscht. Neben den Aufgaben in der Transportleitung hat er ebenfalls die Baustellen- und Schichtplanung unterstützt. Seit 2013 ist er Schichtleiter in der Transportleitung.

Bei jeglichen Unregelmäßigkeiten wie Störungen, Unfällen oder Unwetter ermittelt die Transportleitung gemeinsam mit der Zugdisposition Alternativstrecken, damit die Züge auf den Gleisen weiterfahren können – das ist in jeder Schicht das oberste Ziel.

Auch die Einrichtung eines Ersatzverkehrs liegt im Aufgabebereich der Transportleitung. „Dann müssen wir hoffen, dass die anderen Verkehrsunternehmen genug Kapazitäten frei haben“, berichtet Björn. Außerdem steht man als Mitarbeiter in der Transportleitung im ständigen Kontakt zu den Triebfahrzeugführern.

Was macht Ihr bei Störungen?

„Manchmal sind die Situationen so dynamisch, dass man gar nicht mehr hinterherkommt“, berichtet Dana. „Dann hat man das Konzept fertig und die nächste Störung lässt nicht lange auf sich warten. Dann ist das ganze Konzept für die Katz“, ergänzt sie weiter.

Die Dienstübergabe ist immer sehr kurz, da die Schicht im laufenden Betrieb gewechselt wird. Ein kurzes Gespräch vor Dienstbeginn klärt darüber auf, was aktuell los ist.  Manchmal ist der Dienstbeginn sehr hektisch, wenn kurz zuvor eine Störung gemeldet wurde. Dann müssen sich die Kolleg:innen sehr schnell in die Situation einarbeiten.

Von der kleinsten bis zur größten Störung müssen immer neue Betriebskonzepte erstellt werden. Jede Situation ist anders und kein Konzept passt für eine andere Situation. Schnelligkeit und Flexibilität sind hier gefragt.

Unsere Feuerwehr für die großen Herausforderungen

Trotz der Einschränkungen wird immer versucht das Maximale herauszuholen und den Betrieb zu optimieren. Jegliche Störung im Alltag kommen bei der BSZ zusammen und auch jede Lösung findet sich hier.

Homeoffice? Unmöglich!

Beim Betreten der BSZ wird klar, warum kein Homeoffice möglich ist. Jeder Arbeitsplatz ist mit mehr als zehn Monitoren, einem Funkgerät und einem Telefon mit Kurzwahlen ausgestattet.

Genau wie in der ZAS wird im Wechseldienst gearbeitet – 24 Stunden, 7 Tage die Woche und jeder Schichtplan ist ganz individuell. Auch an Feiertagen und Wochenenden fährt die S-Bahn, also muss auch die BSZ besetzt sein.

Was sagen Dana und Björn zum neuen Liniennetz ab Dezember 2023?

Die zukünftige Ausweitung des 5-Minutentakts auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten ist ein großer Vorteil für alle Fahrgäste. „Dadurch dass alles rund um Altona entzerrt wird, wird sich der Betrieb voraussichtlich stabilisieren“, sagt Björn.

„Ich komme aus Richtung Neugraben“, erzählt Dana. „Ich freue mich darauf, dass auf der Linie S3 mehr Langzüge eingesetzt werden“, ergänzt sie weiter.

Mehr zum neuen Liniennetz erfahrt Ihr hier.

Das Team

Pro Schicht sind in der Transportleitung vier Mitarbeiter:innen plus Schichtleiter. Insgesamt gibt es drei Disponenten, die jeweils für entsprechende S-Bahn Linien verantwortlich sind. In der Früh- und Spätschicht gibt es jeweils einen Fahrzeugdisponenten, welcher die Schnittstelle zur Bereitstellungsleitung in den Werken darstellt. Insgesamt hat das Team etwa 20 Mitarbeiter:innen.

Bei den Zugdisponenten sind es pro Schicht drei oder vier Mitarbeiter:innen. Der Bereichsdisponent deckt den Citybereich und den Citytunnel ab. Dann gibt es einen Disponenten für die Linie S1 und einen für die S3 und S21. Tagsüber ist manchmal auch ein Betriebsprozessdatenmanager dabei, der bei Störungen unterstützen soll. Das Team hat insgesamt um die 17 Mitarbeiter:innen.

Fähigkeiten, Qualifikationen und Ausbildung

Neben Teamfähigkeit und Belastbarkeit in stressigen Situationen ist auch Flexibilität wichtig. „Manchmal muss man kurzfristig einspringen, falls jemand krank wird“, sagt Dana. Kommunikationsfähigkeit ist auch unbedingt erforderlich. Zwischen den verschiedenen Bereichen muss eine schnelle und klare Kommunikation erfolgen, um Missverständnisse vorzubeugen. Eine schnelle Auffassungsgabe, Krisenmanagement und ein hohes technisches Verständnis werden in der BSZ vorausgesetzt.

„Manchmal müssen wir einfach auch bestimmen. Wir in der Transportleitung und in der Zugdisposition müssen dann unsere Führungsqualitäten gegenüber den Triebfahrzeugführern oder den Fahrdienstleitern unter Beweis stellen“, erzählt Björn. Das ist manchmal eine Gratwanderung, da Teamfähigkeit und Führungsqualität vereint werden müssen.

Als wichtige Fähigkeit sehen die beiden den Aspekt Humor. „Den darf man hier nicht verlieren“, lacht Dana. „Es gibt Tage, an denen fühlt man sich von den Störungen veräppelt. Das muss man dann einfach mit Humor sehen“, ergänzt sie weiter.

Für den Job in der Transportleitung ist neben der Ausbildung zum Triebfahrzeugführer:in auch das Mitbringen einer mehrjährigen Berufserfahrung nötig, um das technische Verständnis zu haben. Ähnlich sieht es in der Zugdisposition aus. Auch hier ist die Ausbildung zum Fahrdienstleiter:in sowie Berufserfahrungen ein Muss.

Die Abwechslung und der Nervenkitzel sind das Großartige am Job

Jeder Tag ist anders. Man weiß nie, was heute passiert. Ob Unwetter, ein Brand unter den Elbbrücken oder eine Signalstörung – alles könnte dabei sein. „Gerade das finde ich so spannend an dem Job“, sagt Dana.  

Neben der Abwechslung gefällt Björn die aktive Mitarbeit im laufenden Betrieb. „Ich reagiere nicht nur, sondern ich agiere. Ich kann aktiv mitbestimmen, was die optimale Lösung in einer Situation ist. Letztlich ist die Zufriedenheit der Fahrgäste davon abhängig, wie schnell und gut wir ad hoc Konzepte entwickeln können. Das finde ich unfassbar spannend“, erzählt Björn zufrieden.

Beide berichten außerdem übereinstimmend, dass das Team toll ist und man sich immer aufeinander verlassen kann. Egal was kommt, das Team bekommt das hin.

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Text und Fotos: Anne Höffner