Ein Tag mit #7 – Sven Nehls
30. Mai 2017 – Ann-Kathrin Nippel
Wer kümmert sich bei der S-Bahn Hamburg eigentlich um die Bereitstellung der zahlreichen Ersatzteile und wie sieht die erforderliche Logistik dahinter aus? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir uns auf den Weg in das Instandhaltungswerk in Ohlsdorf gemacht und Sven Nehls von der Materialwirtschaft einen Tag lang begleitet.
23 Jahre ist Sven Nehls schon bei der Deutschen Bahn – mit gerade mal 38 Jahren ist das schon eine ordentliche Zeit. Bei der S-Bahn Hamburg kümmert sich der gelernte Energieelektroniker nun seit dem ersten April um die Bestände in der Materialwirtschaft – als Teamleiter für Lager und Logistik.
Doch was macht der gebürtige Hamburger in seiner Funktion genau?
Von seinem Büro in Ohlsdorf – direkt im Hauptlager gelegen – kümmert sich Sven um den Vorrat an Materialien, die zur Instandhaltung von Zügen benötigt werden. Er hat den Überblick, wie viele Ersatzteile eingelagert sind, was dringend benötigt wird und welche Aufträge sich gerade in der Produktion befinden. Dabei verteilen sich die insgesamt 3.500 Quadratmeter Lagerfläche auf die Standorte Ohlsdorf und Elbgaustraße. Nach der Fertigstellung des neuen Instandhaltungswerks, voraussichtlich Ende 2018, in Stellingen am Kronsaalsweg wird es auch dort ein weiteres Materiallager geben.
Ziel von Sven Nehls und seinem Team ist es, mit der Materialbereitstellung eine hohe Verfügbarkeit für den täglichen S-Bahn-Betrieb zu gewährleisten. Dafür werden Materialien zwar auf Vorrat gelagert, aber eben nur im Bedarfsrahmen. Sicherheitsbestände werden dabei natürlich eingehalten. Im Moment befinden sich über 4.000 verschiedene Ersatzteile im Lager – also eine große Verantwortung für den Teamleiter.
An seinem Job schätzt der Familienmensch besonders den Umgang zwischen den Kollegen. In seinem Team, bestehend aus dreizehn Mitarbeitern, herrscht ein freundschaftliches Klima. Nur gemeinsam mit ihnen kann Sven die größte Herausforderung in seinem Job tagtäglich umsetzen: Die Materialien jedes Mal rechtzeitig aus dem Lager zu bringen, wenn sie in der Werkstatt benötigt werden. „Das klingt erstmal ganz simpel, aber das ist bei so manchen Produzenten gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen“, schmunzelt er. Nicht alle Lieferanten halten sich an Abgabe- und Versanddaten.
Aber auch Lieferverzögerungen werden bereits eingeplant: Der Großteil der Materialien ist mit Sicherheitsbeständen im Lager vorhanden. Manchmal sind die Wege vom Produzenten zur S-Bahn Hamburg aber auch sehr lang. Eine Zeit lang kamen erforderliche Ersatzteile aus einem bestimmten Metall beispielsweise aus Japan. Mittlerweile haben die Produzenten ihr Werk nach Belgien verlegt – was den Lieferweg nach Ohlsdorf deutlich verkürzt hat.
Besonders arbeitsintensiv sind die vielen Anrufe, die getätigt werden müssen, um Materialien fristgerecht zu beschaffen. Das gilt natürlich vor allem bei Werkstoffen, die extrem schwer zu besorgen sind. Dies sind zum Beispiel Elektro-Ersatzteile für die ältere Zug-Baureihe 472. Da manche nicht mehr hergestellt werden, muss Sven Nehls neue Firmen finden, die in der Lage sind, bestimmte Teile zu redesignen und zu reproduzieren.
Dabei begleiten Züge den Teamleiter für Lager und Logistik auch privat: „Ich fahre jeden Tag mit der S-Bahn zur Arbeit. Mit Bus und Bahn bin ich dann immer gut eine Stunde unterwegs.“ Der Vater von zwei Kindern wohnt in Hamburgs Süden – in Wilhelmsburg. Für die Gegend hat der Elektroniker auch gleich einen Geheimtipp parat: Unmittelbar beim Friedhof Finkenried gibt es direkt an der Elbe einen kleinen Strand. Hier entspannt sich der 38-Jährige mit einem genialen Blick aufs Wasser vom Arbeitsalltag.
Aber zurück zum Job: Wie läuft eine Materialbereitstellung eigentlich ab? Wenn es sich um eine planmäßige Reparatur handelt, startet der Prozess im Fahrzeugmanagement der S-Bahn Hamburg. Hier wird der detaillierte Ersatzteilbedarf ins System eingegeben. Danach übernimmt die Werkstatt, gibt die Aufträge frei und trägt Material-Reservierungen ein, die dann bei Sven Nehls in der Schnittstelle aufschlagen. Nach Prüfung des Lagerbestands und in Abhängigkeit jeweiligen Lieferanten gibt er mit seinem Team den Stichtag vor, bis wann sie das Material zur Verfügung stellen können.
Für Sven Nehls und sein Team befindet sich gerade einiges im Umbruch. So wurde das Materiallager in den letzten Wochen auf ein neues SAP-System umgestellt, das die Lagerung nicht nur übersichtlicher macht, sondern auch für eine effizientere Nutzung der Lagerräume sorgt. Zudem informiert das System über Fristen und warnt auch bei ablaufenden Mindesthaltbarkeitsdaten. Denn wusstet ihr, dass Abdichtungen und Gummischläuche nur drei Jahre haltbar sind? Das System informiert die Kollegen genau über diese Umstände und sorgt damit für eine ideale Materialverwendung.
Ganz neu rollt nun auch ein Routenzug durch das Ohlsdorfer Lager. Dieses Zugfahrzeug mit vier Hängern ermöglicht eine zeitgleiche Anlieferung mehrerer Materialpaletten zu einem Reparatureinsatz. Mit dem neuen Gefährt wird nicht nur die Neu- und Altteilversorgung optimiert, sondern auch die Müllentsorgung. „Gerade im Vergleich zu vielen anderen S-Bahn-Werken stehen wir insbesondere mit unseren Neuerungen sehr gut da“, sagt Sven Nehls sichtlich stolz. Und das spricht ja vor allem für die gute Arbeit, die er und sein gesamtes Team leisten.
Wo fährst du lieber hin?
Sven Nehls
Hauptbahnhof oder Altona
Elbbrücken oder Landungsbrücken
Schanze oder Reeperbahn
Alster oder Elbe
Knust oder Altonaer Theater
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Elbbrücken oder LandungsbrückenSchanze oder ReeperbahnAlster oder ElbeKnust oder Altonaer Theater
Fotos: Lisa Knauer
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